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Thoughts: Die Frau im Spiegel – Warum ich sie manchmal ganz furchtbar finde

29. April 2016

Die Frau im Spiegel. Es gibt so Tage, da ertrage ich sie einfach nicht. Ich sehe sie an und finde sie einfach nur furchtbar, wende mich schnell wieder ab. Tage, an denen ich mich einfach überhaupt nicht leiden mag. Tage, an denen ich Dinge gesagt, getan und gedacht habe, die mir ein schlechtes Gewissen machen. Manchmal erkenne ich mich dann kaum wieder. Denn ich möchte so nicht sein.

Wenn es mal wieder besonders anstrengend war, ich am Ende des Tages total übermüdet, kaputt und ausgelaugt bin. Zu leicht reizbar und kraftlos. Wenn ich mal wieder keine Geduld hatte, zu schnell laut geworden bin und meine Kinder unfair behandelt habe. Weil ich genervt von ihnen war (besser gesagt ja eigentlich von mir) oder weil ich einfach nur mal fünf Minuten meine Ruhe haben wollte. Oder lieber länger als geplant auf dem Sofa gesessen bin und zu oft auf mein Handy geschielt habe (um mich hinterher noch schlechter zu fühlen, weil „alles so wunderbar und schön“ ist in dieser virtuellen Welt), als mit ihnen zu spielen, ihnen Geschichten vorzulesen, raus zu gehen, für alle ein offenes Ohr zu haben, nebenbei den Haushalt zu schmeißen, die perfekte Mutter zu sein. An solchen Tagen ziehen sich die Stunden wie Kaugummi und abends bin ich froh, wenn der Mann nach Hause kommt, um mir die Kinder abzunehmen, mich zu entlasten. Eigentlich sollte ich dafür dankbar sein, denn er macht das, ohne zu murren. Aber stattdessen zicke ich ihn dann auch noch an, lasse meine Laune an ihm aus. Und kann mich dann noch weniger leiden. Ein Teufelskreis. Schlecht gelaunt, demotiviert, unzufrieden. Der Tag gelaufen. Hoffnung, dass es am nächsten besser wird. Neuer Tag, neues Glück. Oder so.

Personal-Thoughts-Momlife-Mamaleben-Gedanken-Frau-im-Spiegel-gute-schlechte-Tage-Leben-mit-Kindern-Life-with-kids-Up-and-downDie letzten Wochen habe ich mich oft schlapp gefühlt. Eine Erkältung und Grippe nach der anderen. Endlich mal wieder richtig lange gesund sein am Stück? Fehlanzeige. Dazu noch der endlos scheinende Winter, grau, kalt, nass. Und dann meine zu hohen Ansprüche an mich selbst.

Trotzdem mindestens 150% zu geben, viel zu viel schaffen wollen, der Tag zu kurz, um alles zu bewältigen, was man sich vornimmt. Die To-Do-Liste, die immer länger wird. Das Gedankenkarussell im Kopf, das niemals still steht und mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Andere kriegen das doch auch hin. Alles unter einen Hut. Vorgelebt wird es uns schließlich überall. Immer zu 1000% da, Multitalent, Alleskönner, Kinder-Bespaßer, Mädchen für alles, Frau, Mutter, Freundin.  Dass an den weniger guten Tagen das schlechte Gewissen dann noch mehr an einem nagt, weil man so vieles davon nicht ist (so denkt man jedenfalls), ist nur logisch.

Ob es auch noch anderen Müttern so geht? Sie Tage haben, an denen ihnen jegliche Motivation fehlt? Sie keine Lust haben auf Spiel, Spaß und Spannung? Es ist eben nicht immer alles rosarot und eitel Sonnenschein. Aber darf man das als Mama laut aussprechen?

Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich nicht rund um die Uhr alles geben kann? Meinen Kindern mittags in Ausnahmefällen auch mal nur ein Brot schmiere, statt groß aufzukochen? Alles liegen lasse, das Chaos ignoriere und die Füße hochlege, während sie sich mit sich allein beschäftigen und ich ihnen dabei nur zuschaue, um wenigstens in diesem Augenblick etwas abzuschalten? Weil ich eben auch nur ein Mensch bin, dessen Reserven irgendwann aufgebraucht sind? Dem manchmal das Chaos über dem Kopf zusammen wächst?

Oder ist das legitim?

Als perfektionistisch veranlagter Mensch ist es zumindest eines nicht: Leicht zu akzeptieren. Aber ich versuche es anzunehmen. Jeden Tag an mir zu arbeiten. Meine Launen nicht an anderen auszulassen, schon gleich gar nicht an den Menschen, die ich liebe.

Ich hoffe, dass es mir irgendwann gelingt. Zu begreifen, dass man auch mal schwach sein darf. Auch als Mama. Oder mir endlich mal richtige Auszeiten zugestehe, die ich genießen und mich darauf einlassen kann, weil ich nicht ständig mit meinen Gedanken da bin, was ich noch alles schaffen und erledigen oder wo ich noch überall einen Haken dahinter setzen muss. Denn das geht einfach nicht. Es zermürbt, macht müde, traurig. Ehrgeiz, Ziele, Pläne – schön und gut. Aber bitte nicht, ohne Prioritäten zu setzen. Und sich auf das zu besinnen, was wirklich, wirklich wichtig ist.

Die Zeit mit meinen Kindern ist viel zu kostbar, als dass ich sie verschwenden sollte, um mich selbst klein und schlecht zu machen. Kopf aus, Herz an.

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11 Comments

  • Reply Mareike 29. April 2016 at 22:34

    Die Worte kommen genau zur richtigen Zeit. D A N K E <3 . Mir geht es gerade ganz genau gleich (2fach Mutti mit wuchernden To Do Listen, kaum Freizeit, nichtmal für vernünftigen Haushalt und keiner Zeit seine anderen Träume zu verwirklichen- ganz schlimm, für so kreative und dazu noch perfektionistische Menschen), und versuche mich dann auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren, aber es gelingt eben nicht immer und ich hänge im Negativstrudel. Gerne an so Schlecht- Wettertagen, wie aktuell. Sonne macht eben schon glücklich. Trotz Schlafdefizit hat man Power, den Tag so gut es geht zu nutzen und zu genießen- da kann er plötzlich nicht lang genug sein, man kommt direkt in die Gänge, man sieht leichter über Krümel und sich stapelndes Geschirr hinweg, man ist ja schließlich eh unterwegs für unterhaltsame Action und Abenteuer und hat auch mal ein paar entspannten Minuten- ohne schlechtes Gewissen, weil auf dem Spielplatz kein Dauerentertainer benötigt wird.
    Man kann eben nicht einfach immer funktionieren und ich hoffe einfach, dass die Kiddies es verstehen, dass es diese Tage gibt, aber die Ausnahme bleiben, weil wir sie doch von Herzen lieben.

    Liebe Grüße und ein schönes WE

    • Reply Nathalie 30. April 2016 at 12:01

      Hab du ganz herzlichen Dank für deine ehrlichen Worte! Es tut gut, zu wissen, dass man mit diesen Gefühlen und Gedanken nicht alleine ist und es auch noch anderen Müttern so geht. Und dass es auch immer wieder aufwärts geht und andere Tage kommen, an denen man einfach nur glücklich ist.
      Und du hast wirklich recht, im Frühling und mit den wärmeren Temperaturen kommt tatsächlich auch viel Motivation und Kraft zurück.
      Ich glaube und hoffe, dass unsere Kinder verstehen, dass auch ihre Mamas nicht immer auf höchstem Level funktionieren können. Indem wir ihnen so oft es geht zeigen, wie dankbar wir für sie sind.
      Ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende mit hoffentlich ganz viel Sonnenschein!

  • Reply Simona 30. April 2016 at 7:35

    Danke für Deine so treffenden wundervollen Worte. ❤️
    Schön einmal nicht von Supermüttern zu lesen und sich dabei nur schlecht zu fühlen weil ( scheinbar) alle es hinbekommen nur ich nicht…
    LG von Simona

    • Reply Nathalie 30. April 2016 at 12:02

      Ich bin dankbar und erleichtert, dass ich genau das vermitteln konnte. Und auch ich mich so nicht mehr alleine mit diesen Gedanken fühle, die wohl einfach nur menschlich sind.

  • Reply Miriam 30. April 2016 at 8:51

    Liebe Nathalie,
    erst gestern habe ich mich ganz ähnlich gefühlt und gedacht „Ich will mein altes Leben zurück“.. und bin sofort total erschrocken, dass ich dies überhaupt denke.
    Du darfst dir auf keinen Fall Vorwürfe machen. Es ist eben nicht jeder so ehrlich wie du und schüttet online auch mal sein Herz aus. Wir leben (leider) in einer Gesellschaft, in der uns ganz normales menschliches Verhalten gerne als Schwäche ausgelegt wird. Alles muss perfekt sein, die Mütter sollen schlank und modisch gekleidet sein, ständig gut gelaunt, da sie ja ständig ihren Sonnenschein um sich herum haben und nebenbei auch noch den Haushalt schmeißen, einkaufen und gesund kochen und essen, wenn nicht sogar noch Sport treiben.
    Ich wette, dass keine dieser „perfekten“ Blogger-Mütter das wirklich schafft. Und wenn man sie danach fragen würde, wären einige bestimmt sogar erleichtert, die Maske einmal fallen zu lassen.
    Du musst nicht immer stark sein.. das kann keiner. Du darfst die Füße hochlegen, du darfst auch mal drauf scheißen und du MUSST auch an dich denken. Denn nur dann wirst du wieder in den Spiegel schauen und dich anlächeln – und dann kannst du auch eine richtig gute Mutter sein 🙂 Dieser ehrliche Post zeigt, dass du das bist.

    Ich wünsche dir die Kraft, einmal länger auf der Couch sitzen zu bleiben. Mach weiter so und sei nicht zu hart zu dir selbst. Alles liebe Miriam

    • Reply Nathalie 30. April 2016 at 12:06

      Liebe Miriam,
      auch ich habe mich schon öfter mal erschrocken über solche negativen Gedanken und dann ganz schnell versucht, mir vor Augen zu halten, wie dankbar ich eigentlich sein muss für das, was ich habe. Aber diese Gefühle sind wohl einfach nur menschlich.
      Ich danke dir für deine Worte und dein Feedback! Ich bin auch für mehr Ehrlichkeit und froh, so mutig gewesen zu sein, diesen Beitrag zu veröffentlichen, weil es mir zeigt, dass es noch vielen anderen so geht. Das tut einfach gut zu wissen. Nicht alleine zu sein und sich nicht dafür schämen zu müssen, wenn es einem auch mal nicht so gut geht.

  • Reply Nadja 1. Mai 2016 at 14:17

    Ich hatte wirklich gedacht dass dir selbst zwei kleine Menschen nicht so zusetzen können wie es mein eines bei mir kann … mir geht es aus den gleichen Gründen genauso. Arbeiten gehen, ein Kleinkind mit vernünftiger liebevoller Erziehung aufziehen, Haushalt bewältigen und man selbst bleiben … der Kampf ist alltäglich und manchmal so unglaublich schwer. Danke für deine Ehrlichkeit! Zu wissen dass es eigentlich allen Mamas so geht und jeder sein bestes gibt und dabei an seine Grenzen stößt trägt so viel zum eigenen Verständnis bei. Denn eigentlich gehts ja auch darum verständnisvoller mit sich selbst zu sein. Denn nur wer sich selbst so lieben kann wie er ist kann auch ein würdevolles Vorbild für den eigenen Nachwuchs sein …

  • Reply SelMa 1. Mai 2016 at 23:27

    Liebe Nathalie,
    Ich war bisher eine stille Leserin, doch nachdem ich diesen Post gelesen habe, habe ich das Bedürfnis ein paar Gedanken loszuwerden. Ich finde es ganz toll, dass du diesen persönlichen und ehrlichen Beitrag geschrieben hast. Es gibt einige Mütterblogs, die sich mehr oder weniger radikal auch den unschönen und unangenehmen Dingen des Mütterdaseins widmen. Doch deinen Blog habe ich bisher nicht in diese Kategorie eingeordnet. Immer dachte ich mir: wow sie hat 2 Kinder, so eine aufgeräumte, stylische Wohnung, befüllt ihren Blog regelmässig mit Beiträgen und schafft es obendrein Sport zu treiben und topmodisch gekleidet zu sein. WIE um alles in der Welt geht das?! Aber so ist es eben in der virtuellen Blogger-/Instagramwelt. Der Blogger wählt aus welche Inhalte er teilen will..und ich finde es gut, dass du dich auch mal von der weniger perfekten Seite zeigst. Im Grunde gehts uns Müttern allen mal sch***! Ich bin zwar „nur“ Mama von einem Kind, doch auch bei mir liegen die Nerven immer mal wieder blank. Natürlich liebt man sein Kind sehr, sehr! Man bemüht sich nach besten Wissen und Gewissen seinen Ideen und Prinzipien von „gutem Muttersein“ gerecht zu werden..und schafft das auch über weite Strecken. Doch dann gibts diese Momente, in denen man mal nicht so fremdbestimmt sein möchte..einfach mal tun wonach einem selber ist, so wie früher halt. Einfach mal in Ruhe ein Buch lesen, in der Stadt auf einen Kaffee gehen, in Frieden duschen(!)..Und dann ertappt man sich dabei, dass man wegen dieser Gedanken ein extrem schlechtes Gewissen hat…Ich bin überzeugt: Es geht uns Müttern allen ähnlich. Ich denke, dass wir alle sehr hohe Ansprüche an uns stellen, perfekt zu sein und dabei auf unsere eigenen Bedürfnisse vergessen. Mama-sein ist eine wunderschöne und erfüllende Aufgabe, aber auch ein enormer Kraftakt und gelingt mal besser und mal schlechter. Ich wünsche dir und überhaupt uns Müttern viel Kraft dabei, unsere Kinder gut durchs Leben zu begleiten, aber auch gut zu uns selbst zu sein!
    Alles Liebe:)
    SelMa

    • Reply Nathalie 2. Mai 2016 at 22:31

      Liebe Selma,
      ich danke dir ganz herzlich für deinen Kommentar und dein Feedback. Wie du schon sagst, man selbst entscheidet als Blogger, was man zeigt und was nicht (Ich musste schmunzeln bei: „eine aufgeräumte, stylische Wohnung“ – glaub mir, unangekündigt darf hier auch kein Besuch vor der Tür stehen…;). Ich hatte schon länger das Bedürfnis, gewisse Dinge auszusprechen und meine Gefühle darzulegen, weil mich dieses immer nur rosarot und Sonnenschein, das man auch bei vielen anderen Bloggerinnen immer sieht (und irgendwann glaubt) herunter gezogen hat und ich mir selbst und anderen da nichts vormachen möchte. Es tut gut, dazu zu stehen, dass es einem auch mal nicht so gut geht und noch schöner ist es, Verständnis zu bekommen und zu erfahren, dass man damit nicht alleine ist. Wie du schon sagst, ist es wunderschön, Mama zu sein und trotzdem sind wir ja weiterhin auch nur Menschen mit ganz normalen Gefühlen und Bedürfnissen. Und manchmal wächst einem einfach alles über dem Kopf zusammen und man mag nicht mehr. Es ist wohl ein Auf und Ab und ja, auch viel Arbeit an sich selbst. Jeden Tag auf’s Neue.
      Ich wünsche dir ebenfalls alles Liebe! 🙂

  • Reply Janna 3. Mai 2016 at 14:16

    Hach ja, zum Glück geht es uns allen irgendwie manchmal so, das beruhigt mich!
    Hier der Spagat: Vollzeitjob, Vorschulkind, 5. Monat, Pferd, Haus, Garten….
    Und ja, ich finde es total in Ordnung, manchmal die Augen vor dem Chaos zu verschließen und dem Kind das Lieblingsbrot zu schmieren. Es ist dank der wunderbaren Scheinwelt des www schwierig, den doofen Perfektionisten mal hinten anzustellen, schaden würde es ihm aber nicht, der bekommt sowieso genug Aufmerksamkeit 😉
    Liebste Grüße
    Janna

  • Reply Lena 6. Mai 2016 at 18:57

    Ich finde die virtuelle Welt führt ganz oft dazu, dass es mir schlecht geht. Nicht weil ich zu viel Zeit auf sozialen Plattformen verbracht habe, sondern weil ich ganz oft vor Neid zerfließe wenn ich andere sehe die irgendwie alles super im Griff haben und ich an manchen Tagen wirklich am Ende meiner Kräfte bin.
    Man muss einfach aufhören sich zu vergleichen und sich viel öfter bewusst machen was man hat und nicht was einem fehlt. Gesundheit, eine tolle Familie und Freunde genügend Geld um sich hin und wieder Wünsche erfüllen zu können.
    Also eigentlich sind es Luxusprobleme die uns viel zu oft runterziehen.
    Keep your head up 🙂

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