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Life with kids: Taavi lernt essen // Beikoststart und BLW statt Brei

28. Juni 2016

Dinge, die ich seit der Geburt von Taavi festgestellt habe? Nicht nur die Kinder entwickeln sich rasend schnell und wachsen einem davon, auch als Mama verändert man sich im Laufe der Zeit, überdenkt die ein oder andere Sache, die man vielleicht beim ersten Kind noch anders gemacht hat und überlegt, ob es nicht andere Möglichkeiten gibt, bestimmte Dinge besser oder anders zu machen.

Für mich war bei Mika-Flynn vor drei Jahren klar, dass ich ihn nicht länger als ein halbes Jahr stillen möchte. Ich wusste, dass nach sechs Monaten definitiv Schluss sein wird. Fühlte ich mich doch oft nicht wohl in meiner Haut und wollte meinen Körper wieder für mich allein. Wie ich bereits in diesem Beitrag geschrieben habe, musste ich damals erst in meine Rolle als Mama hinein wachsen, konnte manches nicht so annehmen.

Bei Taavi fühlte ich mich angekommen, das Stillen war für mich von Anfang an die natürlichste Sache der Welt. Ich genieße die Momente mit ihm und freue mich, dass er auch jetzt, mit knapp acht Monaten noch satt wird von meiner Milch. Hatte ich während der zweiten Schwangerschaft noch nicht daran gedacht, ihn auch im Sommer noch zu stillen, bin ich mittlerweile so vertraut und routiniert damit, dass ich noch keinen Zeitpunkt für das Abstillen geplant habe. Im Gegenteil, lieber wäre es mir sogar, wenn Taavi das irgendwann von alleine macht und bestimmt, wann er keine Muttermilch mehr braucht.

Unter anderem auch aus diesem Grund habe ich mich ziemlich schnell dazu entschieden, Taavi, anders als damals Mika-Flynn, keinen Brei, sondern Baby led weaning (BLW) anzubieten, als er das Beikostalter erreicht hatte.

Wortwörtlich übersetzt bedeutet BLW nichts anderes als vom Baby selbst geführtes Abstillen bzw. Entwöhnung. Zu Anfang ist die Muttermilch immer noch Hauptnahrungsmittel. Anders als beim Brei, soll BLW die Milchmahlzeiten erstmal nicht ersetzen, sondern nur ergänzen, bis das Baby sich mit der Zeit immer mehr an die feste Nahrung gewöhnt, merkt, irgendwann seinen Hunger auch damit stillen zu können und die Milchmahlzeiten immer seltener einfordert, wodurch die Reduktion der Milchmenge beginnt.

Darin bestärkt, es mit BLW zu versuchen, hat mich auch die Tatsache, dass Taavi den Brei, den ich ihm anfangs ab und zu kochte, jedes Mal verweigerte. Bot ich ihm stattdessen die Lebensmittel in fester Form an, war er sofort hellauf davon begeistert, sich alles in den Mund zu schieben und zu probieren.

Aber wie genau funktioniert BLW überhaupt und welche Gründe sprechen noch dafür?

Beginnen kann man mit BLW, wenn das Baby die ersten Anzeichen zeigt, dass es bereit dazu ist, etwas anderes, als Muttermilch zu sich zu nehmen und zu essen. Schaut es beim Essen aufmerksam zu, ahmt Kaubewegungen nach und schmatzt dabei, kann das ein starker Hinweis darauf sein. Wobei Taavi das schon mit fünf Monaten gemacht hat, sein Zungestoßreflex aber wohl zu diesem Zeitpunkt noch zu groß war (damit schiebt das Baby automatisch alles aus dem Mund heraus) und vielleicht auch deswegen der zu Anfang angebotene Brei nicht drin bleiben wollte. Ich wartete deswegen dann nochmal ein paar Wochen ab und begann mit BLW, als er etwas älter als ein halbes Jahr war. Nun konnte er auch schon von alleine sitzen und die Mahlzeiten von da an aufrecht in seinem Stokke Tripp Trapp mit Babyeinsatz zu sich nehmen.

Gegessen wird bei BLW immer dann, wenn der Rest der Familie auch am Tisch sitzt und isst. In handlichen Portionen, nach denen das Baby gut greifen kann, wird ihm all das angeboten, was die anderen auch essen. Dadurch wird es ermutigt, selbst auszuprobieren, was ihm schmeckt und was nicht, die Lebensmittel auf Konsistenz, Form, Geruch und Geschmack zu untersuchen und zu erforschen. Dabei kommt es am Anfang weniger darauf an, ob und wie viel es tatsächlich isst oder am Ende einfach nur zermatscht und auf den Boden wirft, als vielmehr auf das spielerische Vertrautmachen und Kennenlernen von fester Nahrung. Wichtig ist, dass das Baby von Anfang an selbst essen darf und ihm niemand einen Löffel in den Mund schiebt und vorgibt, was es essen soll.

Und ganz ehrlich? Versetzt euch mal in die Situation eines kleinen Babys. Würde es euch nicht auch viel mehr Spaß machen, das Essen in seiner ursprünglichen Form kennen zu lernen, statt undefinierbaren, zermatschten Brei vorgesetzt zu bekommen, ohne zu wissen, was man da überhaupt zu sich nimmt?

Dadurch, dass das Baby von Anfang an selbst entscheiden und probieren darf, wird außerdem neben der Feinmotorik, Geschicklichkeit und Hand-Mund-Koordination auch die Eigenständigkeit gefördert. Es wird ermutigt, Dinge selbst zu machen, zu erforschen und zu lernen und vertraut auf seine eigenen Fähigkeiten. Da Kinder, die durch BLW lernen zu essen, selbst entscheiden dürfen, was sie zu sich nehmen möchten und was nicht, entwickeln sie weniger Misstrauen gegenüber dem Essen und es kommt seltener zu Problemen wie Essensverweigerung und Lebensmittelabneigungen.

Ich persönlich finde es toll, dass Taavi bei jeder Mahlzeit mit uns am Tisch sitzt und wir alle gleichzeitig essen können und unser Essen nicht kalt wird, weil zuerst jemand Taavi füttern muss. Und ich muss nicht extra kochen und mich vielleicht hinterher ärgern, wenn er das Essen dann doch verweigert und ich umsonst in der Küche stand. Stattdessen bekommt er dann die Möglichkeit, zu essen, wenn wir es auch tun, nimmt aktiv am Geschehen teil und wird integriert. Angst, dass er zu wenig isst oder nicht das zu sich nimmt, was er braucht, muss ich keine haben, da er sich alle notwendigen Nährstoffe weiterhin über die Muttermilch holen kann.

Welche Lebensmittel bieten sich für BLW an?

Alles, was leicht zu greifen ist, also z.B. Sticks und fingerförmig zugeschnittene Stücke, die nicht zu hart, aber auch nicht zu weich gekocht wurden, bieten sich an. An zu harten Stücken kann sich das Baby noch zu leicht verschlucken, wohingegen eine zu weiche Konsistenz dafür sorgt, dass das Baby die Stücke beim Zugreifen in der Hand zermatscht und erst gar nichts davon im Mund landen kann. Schließlich kann es am Anfang noch nicht gezielt den Pinzetten-Griff anwenden, um etwas koordiniert anzufassen. Wichtig ist aber dennoch, dass die Stücke auch ohne (viele) Zähne leicht mit Gaumen und Kiefer zerdrückt werden können. Richtig stark verschluckt hat sich Taavi bis jetzt zum Glück noch nie. Falls er doch mal ein zu großes Stück erwischt hat, kann er es eigentlich immer ganz gut wieder nach oben befördern und ausspucken. Angst solltet ihr davor keine haben, so lange ihr die oben genannten Punkte beachtet.

Selbstverständlich solltet dem Baby auch kein zu stark gewürztes oder gezuckertes Essen angeboten werden.

Wenn wir eine Mahlzeit kochen, bei der die Zutaten schon während der Zubereitung vermischt und stark gewürzt werden, lege ich für Taavi immer ein paar Stücke zur Seite und serviere sie ihm ungewürzt. Zum Garen von z.B. Kartoffeln, Gemüse oder Fleisch verwende ich unseren Dampfgarer von Philips Avent, in den ich einfach alles zusammen geben und einstellen kann, wie fest oder weich die Lebensmittel werden sollen. Einen ausführlichen Testbericht habe ich darüber übrigens im Babyartikel Magazin geschrieben.

Wir bieten Taavi zwar nie zu viele Lebensmittel, aber immer etwas davon, was wir auch in irgendeiner Form auf den Tellern haben, zu essen an. Ein langsames Herantasten an ein Lebensmittel nach dem anderen, wie bei der Einführung von Brei, gibt es bei BLW eigentlich nicht und es können ruhig mehrere verschiedene Dinge und Geschmacksrichtungen auf einmal angeboten werden. Sicher reagiert jedes Kind anders auf bestimmte Nahrungsmittel, aber hier sollte man einfach beobachten. Taavi hat bis jetzt alles gut vertragen. Vermutlich wissen die Kinder aber auch instinktiv, was ihnen gut tut und was eher nicht.

Taavi und die erste Zeit mit BLW

Die einzelnen Lebensmittel servieren wir Taavi auf dem Tablett des Tripp Trapp Hochstuhls von Stokke*. Einen Teller würde er nämlich vermutlich sofort in hohem Bogen vom Tisch fegen. Das Tray von Stokke* ist dafür wirklich perfekt. Es dient nicht nur als Verlängerung zum Tisch, sondern bietet auch die beste Ablagefläche, auf der Taavi ungestört so viel matschen, probieren und spielen kann, wie er möchte. Für den notwendigen Schutz beim Essen sorgt ein Haltegurtund verhindert, dass Taavi in seinem Übermut und seiner Freude aus dem Hochstuhl hüpft, wenn er sich mal wieder hinstellt , wie wild auf und ab wippt oder seinen Kopf zurück lehnt. Genauso wie der restliche Stuhl und das Sitzverkleinerungskissen*, das für optimalen Halt sorgt, ist sowohl der Gurt, als auch das Tray leicht zu reinigen und es gibt nirgends Rillen, in denen sich Essensreste verfangen könnten. Wir wischen es nach dem Essen meist nur mit Wasser ab und alles wird sauber.

Denn eines ist sicher: Am Anfang ist BLW eine riesige Schweinerei. Das meiste landet in den ersten Wochen und Monaten vermutlich eher neben, als im Kind. Und so manches Mal wünschte ich mir schon einen Hund, der nach den Mahlzeiten den Boden sauber schleckt…

Trotz der täglichen Putzaktionen nach dem Essen ist es für uns aber alle ein großes Vergnügen, Taavi dabei zuzusehen, wie er immer besser lernt, selbst zu essen und die einzelnen Lebensmittel zu erkunden und zu erforschen. Teilweise mit sehr skeptischem Blick, wenn etwas in seinem Mund gelandet ist, von dem er sich vielleicht einen anderen Geschmack erhofft hat, manchmal aber auch ganz angetan, weil es so lecker ist, dass er mit dem Schmatzen gar nicht mehr aufhört.

Oftmals ist es aber auch noch so, dass er gar nicht wirklich daran interessiert ist, die Sachen zu essen, sondern sie viel lieber mit den Händen erforscht, zermatscht und auf den Boden wirft. Wir zwingen ihn nie zum Essen oder schieben ihm etwas in den Mund, wenn er nicht möchte. Auch sitzt er nie hungrig mit uns am Tisch. Den Hunger zu stillen gelingt nämlich am Anfang mit BLW eher weniger, weil nicht genug Nahrung aufgenommen werden kann. An den Milchmahlzeiten hat sich bei uns bis jetzt auch noch nicht wirklich etwas geändert und ich gehe auch davon aus, dass es noch eine Weile dauert, bis er von BLW wirklich satt werden kann und sie noch länger die Hauptnahrungsquelle darstellen werden.

Was Taavi bisher schon probieren durfte und gerne isst

Gegarte Blumenkohl- und Brokkoliröschen, Karottensticks, Paprikastreifen, Gurkenstücke, Kartoffelwürfel, Nudeln, Spaghetti, Mais, Erbsen, Zucchinistreifen, Mais- und Dinkelwaffeln, Banane, Apfelschnitze (am besten geschält), Mehrkornbrot, etwas Brezel, Orangen, Himbeeren, Heidelbeeren, Mangowürfel, Avocado,…

Das ein oder andere Mal helfe ich ihm auch mal etwas bei Nahrungsmitteln, die er noch nicht selbst essen kann, z.B. wenn ich ihn Apfelmus oder Püree probieren lasse. Alternativ könnte ich ihm so etwas auch in einem Schüsselchen servieren und ihm den Löffel in die Hand drücken. Aber damit wollte ich noch etwas warten.

Seid ihr noch näher am Thema BLW interessiert und möchtet auch in Zukunft wissen, wie es mit Taavi klappt und welche Fortschritte wir damit machen? Vielleicht habt ihr ja auch Interesse an geeigneten BLW-Rezepten? Dann lasst es mich gerne wissen. 

Was haltet ihr von BLW und der Ernährung ganz ohne Brei?

*Diese Artikel wurden uns freundlicherweise kostenlos von Stokke zur Verfügung gestellt.

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2 Comments

  • Reply Magda 29. Juni 2016 at 8:15

    Essen ist bei uns oder vielmehr bei mir im Moment auch ein ganz großes Thema. Io ist jetzt 10 1/2 Monate alt und will entweder Muttermilch (aber auf keinen Fall aus der Flasche) oder das, was die Großen auf ihren Tellern haben. Wenn es die Nahrung erlaubt, kann sie bei uns mitessen, aber sie verschluckt sich noch dermaßen oft bzw. würgt, dass ich jedes Mal an einem halben Infarkt krepiere… Brei isst sie entsprechend nur nach Tageslaune gerne, manchmal nur 2-3 Löffel und dann wird alles munter ausgesprüht. Herrlich. Solange ich weiterhin stille, ist das atürlich alles kein Problem; wie du schon geschrieben hast, werden die Kinder ja über die Muttermilch mit Nährstoffen versorgt. Bei uns ist es nun so, dass ich ab August wieder arbeiten gehen werde (halbe Stelle) und bis dahin wäre es natürlich beruhigend, wenn ich wüsste, dass sie von ihren… ich nenne es mal Naschereien, auch satt werden würde. Hach jaa, irgendwann essen Kinder natürlich eh alles und ganz normal, aber dass es so ein Thema für mich wird, hätte ich nicht gedacht. Auch nicht, dass ich mehr als 6/7 Monate stille^^
    Schöner Beitrag!

  • Reply Swantje 8. Juli 2016 at 0:26

    Ich finde das Thema sehr interessant und würde mich freuen, wenn du regelmäßig berichtest. Mein Sohn ist nun etwas über fünf Monate alt und ich denke, ich werde ihm auch BLW anbieten, sobald er Interesse zeigt.

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