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Trips&Travel: Die heißen Naturquellen in Bagni San Filippo – Wunder der Natur und ein Fest für fast alle Sinne

17. August 2017

Müsste ich mich für ein einziges Highlight unserer diesjährigen Reise durch Italien entscheiden, dann wäre es zwar eine knappe Sache, weil wir so viele schöne Orte gesehen haben, aber ganz oben stünde wohl Bagni San Filippo. Ein Ort, den ich, Schande über mein Haupt, fast hätte ausfallen lassen, um noch einen Tag länger an der Amalfiküste zu bleiben. Eine geplante Zwischenstation auf dem Weg nach Venedig. Und oh, was bin ich froh, dass wir dann doch eine Pause dort gemacht haben, wenn auch nur für eine Nacht. Am Ende wäre ich gerne länger geblieben und bin mir sicher: Ich werde nicht zu viel Zeit vergehen lassen, um wieder dorthin zu reisen, an diesen für mich wirklich magischen Ort. Denn schon lange war ich nicht mehr so fasziniert und beeindruckt von der Schönheit unserer Natur. Es war einfach perfekt an diesem Nachmittag. Das Licht, die Stimmung, dieser kleine, fast unscheinbare Ort mit den wunderbaren heißen Quellen.

Wir fuhren durch die typische Landschaft der Toskana, vorbei an weiten, goldenen Feldern, Säulenzypressen, durch die flimmernde Hitze. Am Ende des kleinen Bergdorfs, in der Nähe von Val d’Orcia, ca. 50 Kilometer von Siena, sahen wir schon die Schilder: Bagni San Filippo. Und nicht nur das: Wir nahmen auch sofort den schwefeligen Geruch wahr, der von den Quellen kommt. Angekommen in unserem gleichnamigen Rustico, einem Ferienhaus auf einem typischen und urigen toskanischen Hof, spürte ich sofort diese Ruhe, die nur von dem Zierpen der Zikaden durchbrochen wurde. So etwas idyllisches hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Und diese Idylle zieht sich durch den gesamten kleinen Ort, hin zu den Quellen bis in den sehr, sehr kleinen Ortskern. Hach, ich kann es schwer beschreiben und in Worte fassen, aber mir wird immer noch ganz warm ums Herz, wenn ich daran denke.

Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zu den Quellen, vom Ferienhaus nur zehn Minuten entfernt. Wir waren genau zur richtigen Zeit dort, am späten Nachmittag. Die Sonne schien noch, es war aber nicht mehr so heiß, und obwohl noch einige Badegäste dort waren, verteilte es sich ganz wunderbar. Jeder suchte sich sein eigenes Plätzchen und verteilte sich auf die einzelnen Becken, um die Ruhe und Idylle zu genießen. Eintritt zahlt man für diesen wunderschönen Ort keinen.

Das Thermalbad Bagni San Filippo gilt als das älteste natürliche, von Menschen genutzte Heilbad der Welt, das direkt aus einer heißen Quelle gespeist wird. Es wird vermutet, dass im Altertum schon die Etrusker und Römer dort badeten. Entdeckt und erstmalig schriftlich erwähnt wurde es 1271 von Filippo Benizi, einem Prior aus Florenz, nach dem der Ort später auch benannt wurde.

Wir wanderten von oben durch den Wald immer ein kleines Stück weiter entlang des Rio Bianco, der sich den Weg durch das Tal bahnt und setzen uns in die warmen Badebecken der natürlichen Heilquelle, die aus den Tiefen des Vulkangesteins angenehm temperiert mit 25°C bis zu 52°C hervorsprudelt. Ganz oben waren die Becken teilweise wirklich sehr heiß und selbst Mika-Flynn traute sich anfangs nicht hinein. Bei über 30°C Außentemperatur kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Je weiter wir dann aber abwärts liefen, umso kühler wurden die Becken. Taavi war die ganze Sache aber nicht geheuer. Er wusste nicht so recht, was er mit dem heißen, milchig trüben Wasser anfangen soll.

Ich hingegen genoss es sehr und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Natur macht schon ziemlich beeindruckende und atemberaubende Sachen. Das musste ich erst einmal auf mich wirken lassen.



Der Bachlauf formt wild zahlreiche Terrassen, in denen sich das Wasser zu natürlichen Badebecken aufstaut. Hinter jeder Wegbiegung tut sich ein weiteres Becken auf, jedes auf seine eigene Art ganz anders und einzigartig. Ein Becken reiht sich an das nächste, von Felsen und Grün umgeben, solange, bis der Weg nicht mehr begehbar ist. Die kleinen, flachen Becken sind weißlich trüb und sehen aus wie mit Milch gefüllt. Die breiteren und tieferen leuchten in einem schönen Türkis. Wasserfälle in allen Größen verbinden die Becken miteinander. Überall plätschert, rauscht und murmelt es beruhigend. Es hat fast etwas Meditatives, dort in den Becken zu sitzen, die Wärme des Wassers zu spüren und zu genießen und einfach nur inne zu halten. Ganz im Einklang mit den Elementen der Natur und all seinen Sinnen. Ja, es war für mich wirklich paradiesisch.

Das Wasser der Quellen ist übrigens nicht nur herrlich warm, sondern enthält auch viele Mineralien wie Schwefel, Sulfat, Kalzium und Magnesium, die sich heilsam auf Gelenke, Knochen, Haut, Nasennebenhöhlen, Bronchien und Lungen auswirken. Die besondere Zusammensetzung lässt auch die türkise Farbe des Wassers entstehen. Der feine weiße Mineralschlick, der sich auf dem Boden absetzt, wird auch als natürlicher Fango für Körperpackungen, Gesichtsmasken oder für Peelings verwendet und reinigt die Haut, macht sie weich und zart. Außerdem werden die warmen Dämpfe für Inhalationen und Aerosoltherapien genutzt. Manch ein Badegast machte sich mit dem Schlick eine Gesichtsmaske. Ein natürliches Spa und Wellness direkt von Mutter Natur. Der schwefelige Geruch ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber die Schönheit und Kraft der Quellen machen das schnell wieder wett.

Läuft man das Tal und den kleinen Pfad noch weiter abwärts, gelangt man nach kurzer Zeit zum Fosso Bianco. Dort hat das mineralienreiche Wasser der Quelle, welches aus den Felsen ausgetreten ist, im Laufe der Zeit beeindruckende weiße und ockerfarbene Kalksinterablagerungen gebildet. Die Einheimischen nennen den riesigen, strahlend weißen Kalksinterabhang, der aus dem Felsen herauszuquellen scheint, Balena Bianca, weißer Wal. Er hat tatsächlich Ähnlichkeit mit dem großen Kopf eines Buckelwales. Obwohl er als Naturdenkmal geschützt ist und überall Schilder stehen, auf denen das Klettern auf den Felsen verboten wird, halten sich viele leider nicht daran. Ungefährlich ist es auch nicht gerade, dort hinauf zu klettern, aber die heißen Badebecken oben im Felsen scheinen für manche doch zu verlockend zu sein. Ganz nach dem Motto: “Was die anderen machen, darf ich doch auch” wollte es Mika-Flynn auch versuchen, was wir ihm aber zum Glück schnell wieder ausreden konnten. Schließlich waren die Becken unterhalb der Felsen nicht weniger schön und einladend.

Sowohl im Sommer, als auch im Frühjahr und Herbst sind die Quellen einfach nur eine Wohltat für den Körper und die Sinne. Besonders, wenn es etwas kühler ist, stelle ich es mir herrlich vor, in die heißen Becken einzutauchen und sich wärmen zu lassen.




Unterhalb des Ortes, am Ende des Flußlaufes, gibt es noch ein kleines Thermalbad mit Schwimmbecken und Felsendusche, das durch einen direkten Zulauf beständig mit dem heißen Wasser der Quellen gespeist wird. Allerdings zahlt man dort 10 Euro Eintritt. Viel schöner fanden wir aber sowieso die natürlichen Badebecken und verzichteten deswegen auf einen Besuch dort.

Die Zeit verging sowieso wie immer viel zu schnell, wenn etwas schön ist. Und nachdem wir vom Baden schon ziemlich hungrig waren, bummelten wir zu Fuß von den Quellen in den kleinen Ort Bagni San Filippo.

Der Ort selbst ist wirklich sehr, sehr klein. Es gibt nur eine Straße hindurch. Die wenigen Wohnhäuser gruppieren sich um das Kurhotel, neben dem auch das Thermalbad liegt. Eines von zwei Restaurants hatte geschlossen, die Eisdiele machte gerade zu, als wir kurz nach 19 Uhr vorbei liefen. Oben auf dem Hügel in der Kurve der Straße kamen wir dann zu der kleinen, aber urigen Osteria Tir.Na.Nog. Von außen unscheinbar, nur ein paar kleine Tischchen, wir waren zunächst die einzigen Gäste. Dort saßen wir im warmen Licht der langsam untergehenden Abendsonne, die Jungs spielten in der ruhigen Seitengasse und wir genossen unsere so unfassbar leckere Pizza. Meine war mit Trüffel und Käse und ein absolutes Gedicht.

Arg viel mehr gibt dort nicht, aber es ist genau so, wie ich mir ein kleines, italienisches Dorf vorstelle. Mit einem ganz besonderen Highlight, nämlich den wunderschönen Naturquellen.

Ich wäre wie gesagt, wirklich noch gerne mindestens einen Tag länger geblieben, hätte ich nur annähernd geahnt, wie schön es dort ist. Nicht nur der Ort Bagni San Filippo, auch das urige Rustico und der Hof mit viel Platz zum Toben und sogar einer eigenen kleinen Quelle, wo wir übernachteten waren einfach so toll.

Bevor wir am nächsten Morgen weiter nach Venedig fuhren, genossen wir noch einmal ganz bewusst die morgendliche Idylle in der wunderbaren Toskana, die ich bis dahin irgendwie noch nie wirklich auf dem Schirm hatte. Warum frage ich mich nun ehrlich gesagt schon. Es wird hoffentlich nicht zu lange dauern, bis wir bald mal wieder dorthin zurück kehren.





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1 Comment

  • Reply Eva Tonn 28. August 2017 at 21:45

    Hallo Nathalie!
    Das ist echt eine tolle Reisebeschreibung.. Solche Quellen, Bachläufe, Naturwunder sind einfach hammer.. Total schön.
    Verrätst du noch den genauen Namen/link dieser rustikalen Unterkunft?:-)

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