Und manchmal da fliegen die Tage einfach nur dahin und man kommt gar nicht so schnell hinterher. Im Alltagstrott des Lebens, in dem man so viel schaffen und machen möchte und sich am Ende des Tages dann doch wieder nur fragt, wo denn nur die Zeit geblieben ist. Habe ich sie vertrödelt oder vielleicht ja wirklich nicht effektiv genug genutzt? Habe ich zu viel prokrastiniert? So viele Gedanken im Kopf, die zu Papier gebracht werden könnten, so viele Ideen, die ich umsetzen würde, wenn ich mich endlich dazu aufraffen könnte. Aber irgendwas hemmt einen dann doch wieder. Ist es die Müdigkeit am Ende eines langen und anstrengenden Tages? Wenn die Kinder endlich schlafen und man sich eigentlich nur noch vom Fernseher berieseln lassen möchte? Ist es das Gefühl, nicht interessant genug zu sein, in der Fülle des Zuviel von allem? Wen erreiche ich überhaupt noch mit meinen Worten und meinen Gedanken? Oder habe ich einfach mittlerweile zu große Angst, zu viel von mir preis zu geben und an die Öffentlichkeit zu tragen? Mich noch verletzlicher und angreifbarer zu machen, als ich es sowieso schon immer gewesen bin? Obwohl ich den Austausch so gerne mag, meine Erfahrungen und Erlebnisse gerne teilen würde. Nicht nur die spektakulären, auch die unscheinbaren und vielleicht ja manchmal auch belanglosen. Mein Blog, meine Worte, meine Gedanken, meine Regeln.
Doch irgendetwas ist anders geworden. Es ist schleichend passiert. Aus der einstigen Freude und dem reinen Spaß am Bloggen ist schon lange eher ein Druck geworden. Ein Druck, mithalten zu müssen. Ein Druck, mittlerweile sowieso nur noch eine von so vielen zu sein. Zu vielen. Themen, die von irgendjemanden irgendwann in irgendeiner Form schon irgendwo erzählt wurden. Alles schon mal da gewesen. Wer sich nicht von der Masse abhebt und “seine Nische” findet, der hat sowieso Pech gehabt. Nische finden. Alles einem Schema anpassen. Aber das bin ich nicht. Ich passe in keine Schublade. Ich möchte frei heraus sein. Ohne mir vorher 100 mal den Kopf zu zerbrechen, wie und ob überhaupt etwas ankommt. Welche Reichweite meine Beiträge erzielen könnten. Welche tollen Schlagworte und Suchbegriffe und reißerischen Headlines ich erfinden muss, damit ich interessant und im Rennen bleibe. Vielleicht bin ich dann ja langweilig, wenn ich das nicht tue. Vielleicht kann ich nicht mehr mithalten. Aber ich muss mich zumindest nicht verstellen und verbiegen.
Seit mein Blog mehr ist, als nur ein Hobby, ist mir leider auch die Leichtigkeit immer mehr abhanden gekommen. Das einfach drauf los schreiben, Bilder posten, mal mit mehr, mal mit weniger tiefgehendem Text, ohne sich vorher überlegen zu müssen, ob und wen es interessiert. Ein Sammelsurium der Dinge, die ich mag, die mich beschäftigen und die ich gerne mit anderen Menschen teilen möchte, um sie zu inspirieren, anzuregen oder auch einfach nur zu zeigen: Schaut mal, ich bin wie ihr.
Mit jedem weiteren Tag, an dem ich nicht gebloggt oder etwas gepostet habe, wächst der Druck. Der Druck, den Anschluss zu verlieren und nicht mehr mithalten zu können. Und auf der krampfhaften Suche nach Inhalten und Themen, die die Masse begeistern, wächst da eine Angst, die ich nicht beschreiben kann. Eine Angst, die nicht selten meinen Alltag bestimmt und mir die Unbeschwertheit und die Spontanität nimmt.
Ich habe das große Glück, seit nun bald vier Jahren mit meinem Blog selbstständig zu sein. Zu Hause arbeiten zu können und mir meine Zeit dafür so einteilen zu können, wie es gerade passt. Auch mal flexibel zu sein. Aber wie fast jede Selbstständigkeit bringt eben auch die eines Bloggers mit sich, dass man immer und rund um die Uhr mit den Gedanken bei seiner Arbeit ist. Sich überlegt, was man als nächstes posten könnte, was die Leser anspricht und begeistert. Man ist ständig auf der Suche nach Inspiration. Der Kopf steht niemals still. Ich habe so oft Ideen und Einfälle, Wortfetzen, Sätze. Schnappe Dinge auf und überlege, was ich wann wie mache. Meistens genau dann, wenn ich keine Zeit habe, sie nieder zu schreiben oder auszuarbeiten. Und wenn die Zeit dann da ist, wächst sofort wieder der Druck. Du MUSST jetzt schreiben! Sei produktiv! Und dann? Dann starre ich auf die weiße Fläche, die sich einfach nicht mit Wörtern und Sätzen füllen möchte. Der Kopf ist leer. Oder vielmehr voll mit allem anderen, nur nicht mit dem, was eigentlich gerade wichtig wäre. Und je mehr ich prokrastiniere, desto größer wird dieser Druck. Er projiziert sich auf mein Handeln und Tun. Schlägt sich auf meine Laune aus und verdirbt mir nicht selten Momente, die ich eigentlich genießen sollte. Mit den Gedanken immer irgendwo, nur nicht da, wo es gerade wichtig wäre. Anstatt dass ich einfach drauf los schreiben könnte, einfach mache, einfach poste, mit Leichtigkeit und Spaß, sitze ich da und frage mich: War es das jetzt?
Das was mir eigentlich so große Freude bereitet (hat), das Schreiben, das Fotografieren, das Kreativ sein, das, womit ich so gerne weiterhin selbstständig wäre, lähmt mich und ich sehe den Sinn manchmal einfach nicht mehr darin. So vieles preis zu geben, zu teilen, in die Welt hinaus zu tragen. Weil ich es einfach nicht sein lassen kann. Zu vergleichen, nach links und rechts zu schauen und mich davon beeinflussen zu lassen. Dinge, die das pure Gift bedeuten. Zahlen, Reichweite, schwindende Follower. Für den Hobbyblogger uninteressant, sind sie für den, der damit auch hin und wieder Geld verdient eben doch nicht ganz unwichtig. Und auch wenn man sich davon nicht unter Druck setzen lassen möchte, geschieht es ja doch immer wieder. Schließlich fragen Kunden danach und ja selbst neue Personen folgen dir scheinbar nur noch, wenn du bereits eine gewisse Reichweite besitzt. Und vom Algorithmus möchte ich gar nicht erst beginnen. Ein Trauerspiel und so willkürlich, dass einem schlecht davon wird. Entweder du bleibst standhaft und machst dein Ding weiter, ohne dich davon beeinflussen zu lassen. Oder du gibst nach. Kaufst Follower, Likes, Reichweite, erfindest womöglich Geschichten und Stories, erfindest das Rad neu, nur um interessant zu werden oder zu bleiben. Und wie sieht es dabei in dir selbst aus?
Ich will das nicht mehr. Will mich und mein Glück nicht abhängig machen von Likes und Klicks und Kommentaren. Ich möchte mir selbst treu sein. Möchte ich sein. Und wenn das bedeutet, dass ich für manche Menschen eben uninteressant bin oder weniger Anfragen oder Aufträge bekomme, dann ist das etwas, das mich nicht davon abhalten sollte, mein Ding zu machen und meinen Weg zu gehen.
Ich freue mich über jeden, der mich dabei begleitet, wenn auch nur virtuell. Der gerne liest und sich anschaut, was ich mache. Seit nun über neun Jahren gibt es diesen Blog. Seit fast zehn Jahren teile ich einen kleinen Ausschnitt meines Lebens mit euch. Einige sind seit Anfang dabei, was ich umso wunderbarer finde. In fast zehn Jahren ist so viel geschehen, ich habe mich verändert, bin gewachsen, meine Prioritäten haben sich komplett verschoben. Und dann gab es auch wieder Momente, in denen es mir nicht so gut ging, in denen ich auch hier so ehrlich war und dazu gestanden bin. Und für diese Ehrlichkeit habe ich auch oft negatives Feedback erhalten. Immer wieder meinten Trolle, mir die Freude hieran nehmen zu müssen. Und sorgten dafür, dass ich bestimmte Dinge mehr hinterfrage. Ob es das wert ist. So viel zu teilen und mich damit angreifbar zu machen. Seit ich Kinder habe, beschäftigt mich das noch viel mehr. Denn was kann ich noch preis geben, ohne dass es ihnen irgendwann auf irgendeine Weise vorgehalten werden könnte? Ich könnte diesen Blog mit so vielem füllen, was in mir schlummert und mich beschäftigt, vermutlich käme ich aus dem Schreiben nicht mehr heraus. Was davon ist angemessen, was ist zu viel?
Und dieses ständige Abwägen, die Fragezeichen, die Suche, die Anderen – das ist es, was mich beschäftigt. Und hier die Balance zu finden, die Waage zu halten, das gilt es für mich heraus zu finden. Wo auch immer der Weg hinführen mag.
Ich weiß, dass ich das hier nicht alles aufgeben möchte. So viel Zeit, so viel Herzblut, Arbeit, Liebe und Persönliches steckt in diesem Blog. In jedem einzelnen Beitrag, ganz egal ob unbezahlt oder nicht. Ich blättere so oft durch alte Posts und erinnere mich zurück. An Momente, Erlebnisse, Gedanken. Ich bin (noch) nicht bereit, dieses Kapitel abzuschließen. Ich möchte noch viele Seiten in diesem Buch schreiben und teilen. Wieder mit Freude und Frohsinn dabei sein. So wie damals, als es mir nichts ausmachte, bis in die Nacht hinein zu schreiben, weil es mir Spaß gemacht hat, anstatt mich unter Druck zu setzen. So wie damals, als ich mit Begeisterung Konzepte und Fotoideen ausgearbeitet und umgesetzt habe, ohne vorher stundenlang zu recherchieren, ob und in welcher Form es das schon mal gegeben haben könnte.
Sicher wird es hier auch weiterhin Werbung geben. Aber ihr sollt auch hier wissen, dass ich nur noch das annehmen und weiter empfehlen möchte, wohinter ich aus voller Überzeugung auch selbst stehe. Es wäre schön, wenn auch diese bezahlte Werbung irgendwie etwas mehr wert geschätzt werden würde. Denn dahinter steckt nicht weniger Arbeit, nicht weniger Zeit und Energie. Im Gegenteil. Und der Druck wird nicht weniger, wenn daran auch noch herum gemäkelt oder sich beschwert wird.
Ich freue mich über Input, über Anregungen und auch über vernünftig geäußerte Kritik. Und weil ich neben der persönlichen Freude, die ich beim Schreiben und Bloggen (wieder) verspüren möchte, natürlich auch euch, meine Leser erreichen möchte, bin ich auch immer offen für Ideen und Vorschläge, was man besser oder anders machen könnte. Und ich schreibe könnte, weil es für mich dann noch lange kein Müssen bedeuten soll.
Ich bin gespannt, wo die Reise hingehen wird und mache mich frei vom Druck, dem Vergleichen, dem Messen müssen, der Angst im Nacken und dem Perfektionismus. Ich möchte wieder hin zur Leichtigkeit und Unbekümmertheit, mit Freude bei der Sache sein und sich nicht verstellen müssen, nur um mithalten zu können. Zurück zum spontan sein und einfach machen. Und wer mich dabei begleiten möchte, der sei herzlich willkommen.
6 Comments
Bezüglich der bezahlten Werbung: „Denn dahinter steckt nicht weniger Arbeit, nicht weniger Zeit und Energie.“ – Das stimmt auf jeden Fall, und du bist die Letzte, die sich da Gedanken machen müsste. Bei keinem deiner Artikel wirkt es so, als würdest du sie nur um der Werbung willen schreiben. Absolut nicht! Man erkennt überall deine Mühe und dein Herzblut. Außerdem passt sie immer super in den Artikel. Meine Meinung. Liebe Grüße
Danke für dein liebes Feedback dazu. Das ist wirklich schön zu wissen, das auch andere erkennen, dass hinter bezahlten Beiträgen genauso viel Arbeit steckt, wie hinter unbezahlten. Und es freut mich, dass die Werbung, die ich poste, auch authentisch bei meinen Lesern ankommt. 🙂
Hallo liebe Nathalie!
Ich fände es wirklich schade, wenn Du Deinen Blog schließen würdest. Ich finde es schön, daß es Deinen überhaupt noch gibt.
Viele sind ja ganz auf Instagram umgestiegen. Ich bin gerne auf IG, aber ich finde es auch schön ausführliche Texte (und Kommentare) zu lesen.
Da ich aber keine Kinder habe, sind viele Deiner Beiträge nicht mehr soooo interessant für mich (und ich kaufe auch keine Produkte für Kinder, auch wenn Du sie noch so gut findest). Dafür gibt es andere Interessenten.
Aber wenn Du selbst nicht mehr so viel über Deine Kinder preis geben willst – ich würde gerne auch mehr über Deine Lauf- und/oder andere Sporterlebnisse lesen. Oder Deine Outfits. Auch Deine Urlaubsberichte fand ich sehr inspirierend. Oder gerne Rezepte, die Einrichtung Eures Hauses etc….
Von mir aus brauchst Du keine besondere Nische, ich mag Deinen Blog eigentlich einfach wegen Deiner Schreibe. Und das darf gerne ein bunter Mix sein. Was nicht heißt, das Du nicht gerne auch was Neues ausprobieren kannst.
Liebe Grüße, Nicole
Liebe Nicole, hab vielen Dank für deine lieben Worte und das Feedback. Darüber freue ich mich wirklich sehr. Mir geht es da wie dir – auch wenn ich öfter durch Instagram scrolle, gehe ich für ausführliche Texte und Beiträge dann auch gerne auf Blogs.
Über das Laufen und das Reisen möchte ich auch unbedingt wieder mehr schreiben. Es sind sogar noch zwei Reiseberichte aus dem letzten Jahr offen, die ich unbedingt noch teilen möchte. 🙂
Liebe Grüße
Liebe Nathalie,
kommentiere ich nicht in Blogs, sondern bin nur stille Mitleserin. Aber ich muss gestehen, dass ich, dass ich Dein Blog, das ich lange sehr gerne gelesen habe, immer uninteressanter finde. Und das meine ich jetzt nicht böse, sondern einfach ehrlich, ohne Dich mit der Aussage verletzen zu wollen. Ich finde, man merkt bei allen Blogs sehr deutlich, wenn Geld ins Spiel kommt. Ich finde die bezahlten Posts sehr aufgesetzt, ob es nun die für Kinderkostüme sind oder für Slipeinlagen (den ich persönlich sehr gewollt und unauthentisch fand). Früher bin ich gerne vorbeigekommen, auch wenn wir, obwohl wir beide 2 Kinder haben, total unterschiedliche Leben haben. Aber inzwischen schaue ich alle paar Konate Mär rein, sehe dann die vielen bezahlten Beiträge -und,sorry, dass ich es so sage, dafür ist mir meine kostbare „Me-Time“ zu schade. Ich würde mir wünschen, dass das Blog seine Leichtigkeit von früher wiederfände.
Liebe Grüße
Marie
Liebe Nathalie,
ich bin über Google auf deinen Artikel gestoßen. Er war schwer zu finden, denn scheinbar schreibt kaum jemand darüber aussteigen zu wollen. Die Gefühle die du beschreibst, begleiten mich im Moment und das schon eine Weile. Ich muss nicht Bloggen, weil ich nicht davon leben muss, auch Werbung hält sich bei mir in Grenzen, ich mach es aus Spaß am Thema. Doch meinen Lebensweg hat sich anders entwickelt und irgendwie passt das Thema nicht mehr. Jetzt muss ich konkret überlegen, wie es weitergehen soll. Dein Artikel hat mir geholfen. Vielen Dank und schön, dass du dranblieben bist!
Liebe Grüße
Valerie