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Personal: Ich muss damit aufhören… // Von Selbstzweifeln und dem Gefühl, nicht gut genug zu sein

31. August 2016

Ich war eigentlich nie die Person mit dem allergrößten Selbstbewusstsein. Seit ich denken kann, ließ ich mich eigentlich viel zu oft, viel zu sehr verunsichern, fühlte mich klein und nicht gut genug. Da konnte ich auch noch so großes Lob für etwas bekommen, richtig annehmen wollte ich es nie. “Ja, kann sein, ist ganz ok…geht aber auch besser.” Ich weiß nicht, woher es rührte, zumindest nicht wirklich, diese hohen Ansprüche an mich selbst. Aber sie machten mir das Leben schwer. Als Kind war mir das noch nicht so bewusst (im Nachhinein betrachtet war ich aber auch da schon in manchen Dingen sehr eigen), aber spätestens als Jugendliche, als dann der schulische Druck immer größer und die Frage, was man zukünftig machen möchte, immer präsenter wurde, ging es mir mit diesem furchtbaren Perfektionismus immer schlechter. War ich es gewohnt, in der Grundschule nur gute Noten zu schreiben und heulte dort sogar, wenn ich mal einen einzigen fitzeligen Fehler im Diktat und statt der 1 nur eine 1- hatte, kam ich auf der weiterführenden Schule irgendwann überhaupt nicht mehr mit der Tatsache klar, dass man eben nicht in allem immer perfekt sein kann (und muss). Schließlich hat jeder Stärken und Schwächen, dem einen liegen eben Sprachen mehr, dem anderen Naturwissenschaften. Aber so fing es an und zu den schulischen Problemen, kamen eben auch noch die, die das Erwachsen werden so mit sich bringt. Gefühlschaos, Selbstzweifel und die hirnrissige Vorstellung, nur dann Anerkennung zu finden, wenn man wirklich in allem immer absolut perfekt und makellos ist.

Ich habe mir damit nicht nur in meiner Jugend selbst viel zu viele Steine in den Weg gelegt. Habe mich kleiner gemacht, als ich war, fühlte mich einsam, war traurig und wurde dadurch letztendlich sogar ziemlich krank. Es war eine schwierige Zeit und wurde erst besser, als ich mit Anfang 20 begann, auf eigenen Beinen zu stehen und feststellte, dass ich ja doch etwas kann.

Dennoch kamen sie immer wieder, die Zweifel, die geringe Wertschätzung seines eigenen Könnens, das ständige Vergleichen mit anderen und das Gefühl, nicht gut genug zu sein und es auch nie sein zu werden.

Aktuell stecke ich wieder in einer dieser Phasen. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich mich nicht klein mache. Zu viele Dinge, die ich nicht schaffe, eine To-Do-Liste, die statt weniger, immer länger wird, ein Chaos, das droht, mir über den Kopf zu wachsen. Und dann ständig diese Seitenhiebe dieses kleinen Teufelchens auf meiner Schulter, das mich triezt und mir einflüstert, wie unfähig und faul ich doch bin. “Was kannst du überhaupt?” Warum schaffe ich es nicht, mich auch mal für das zu loben, was ich kann? Wieso kann ich Komplimente nicht annehmen? Wieso suche ich ständig nach dem ABER? Ich weiß es nicht. Allerdings weiß ich, dass diese Gedanken es nicht besser machen. Im Gegenteil. Ich rutsche, obwohl ich dankbar sein müsste, für das was ich habe, immer mehr in diesen Strudel aus Selbsthass, Traurigkeit und Unzufriedenheit hinein. Wann habe ich das letzte Mal aus tiefem Herzen und laut gelacht? Und konnte so richtig, und damit meine ich richtig richtig, etwas genießen? Mich fallen lassen, ohne dabei an heute oder morgen zu denken. Sondern einfach nur im Moment zu verweilen.

Ja, es ist nicht immer alles gold, was glänzt. Und unsere Welt nicht immer rosarot. Und auch wenn ich viele schöne Dinge mit euch teile, so zeigen sie natürlich längst nicht alles. Auch mir geht es manchmal scheiße. Und in letzter Zeit eben etwas öfter. Das zu erzählen, macht mich verletzlicher und angreifbarer, als ich sowieso schon bin. Aber warum soll ich so tun als ob? Ich hadere mit mir und dem, was ich tue. Fühle mich oft leer und ausgelaugt und kann nicht beschreiben, warum. Weiß nicht, was ich überhaupt wirklich will. Zu hohe Ansprüche an mich selbst. Alles, was ich mir in den Kopf gesetzt habe, muss am besten auf der Stelle sofort und genau so eintreffen. Und dass das nicht geht, ist klar. Was will ich wirklich? Was ist realistisch? Koffer packen, ganz weit weg und damit automatisch alle Sorgen hinter mir lassen? Wenn das so einfach wäre…Und als ob.

Und vielleicht sagt der ein oder andere nun: “Was will sie denn eigentlich? Hat doch alles. Zwei gesunde Kinder. Einen Partner an ihrer Seite. Fährt in den Urlaub. Leistet sich dies und das.” Ja, mag sein. Dafür bin ich dankbar. Für meine Jungs, meine Familie. Die Menschen, die mein Leben lebenswert machen. Aber dennoch gibt es eben auch Dinge, die mich unglücklich machen. Und der tägliche Kampf mit den fiesen Stimmen, die mir ein schlechtes Gewissen einreden wollen, mich klein machen und nicht wollen, dass ich mich mag, ist eben doch da. “Sieh sie dir an, all die perfekten Menschen da draußen, die so viel besser sind, als du und ihr Leben im Griff haben. Was bist du schon dagegen?”

Das Internet, Fluch und Segen zugleich. Und manchmal frage ich mich, was ich hier überhaupt mache. Denn so sind sie immer da und werden so lange bleiben, bis man nicht mehr dafür zugänglich ist. Die Vergleiche. Und auch wenn wir es eigentlich besser wissen sollten, dass eben nur das gezeigt wird, was man zeigen will, nehmen wir sie den meisten Leuten ab, die heile Welt. Und ich? Frage mich inzwischen nach jedem geposteten Bild und jedem veröffentlichten Beitrag, ob das überhaupt noch jemand sehen und lesen will? Anstatt darauf zu vertrauen, dass das, was ich mache, schon irgendwie gut sein wird. Und in erster Linie nur einem gefallen muss, nämlich mir selbst.

Ich möchte mich wieder mehr wertschätzen. Mich nicht jeden Tag verrückt machen, wie ich es allem und jedem recht und zu 100% perfekt machen kann. Denn die Erkenntnis, dass das nicht geht, tut bei zu großen Erwartungen nur noch viel mehr weh. Und wenn es eben nicht jedem gefällt, was ich tue oder es auch Leute gibt, die es absolut doof finden. Ja, gut, dann ist es eben so. Aber davon sollte die Welt nicht untergehen, oder?

Es ist schwierig. Schwierig, sich selbst wieder zu mögen. Schwierig, aus dem Strudel heraus zu kommen. Der tägliche Kampf mit dem (nicht vorhandenen) Selbstwertgefühl. Arbeit, Arbeit, Arbeit. Aber ich bin es nicht nur mir schuldig, sondern auch meinen Kindern. Denn denen wünsche ich von Herzen das größte Selbstbewusstsein, Kraft und Stärke. Aber wenn ich sie ansehe, dann bin ich fest davon überzeugt, dass sie davon mal ganz viel haben werden. Vielleicht mache ich ja doch nicht so viel verkehrt…

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27 Comments

  • Reply eva 31. August 2016 at 11:32

    wahnsinn, Hammer Artikel!
    Ich weiss genau was du meinst…

  • Reply Mareike 31. August 2016 at 12:11

    Und genau solche Art Beiträge findet man kaum noch. Alle wollen perfekt wirken.Danke dir für deinen ehrlichen Einblick. Mir geht es oft ähnlich und es ist schön zu sehen, dass man nicht der Einzige ist im so perfekten WWW. Genau wegen solcher Beiträge liebe ich deinen Blog. Manchmal finde ich es fast “beängstigend” wie ähnlich wir uns in allem sind :-D.

    Alles Liebe und Gute
    Mareike

    • Reply Nathalie 31. August 2016 at 22:18

      Das freut mich sehr, zu lesen. Ich danke dir von Herzen!

  • Reply Anika 31. August 2016 at 12:16

    Du sprichst mir aus der Seele. Ich bin auch so jemand, der alles perfekt haben muss. Und eigentlich tut mir das gar nicht gut.

    • Reply Nathalie 31. August 2016 at 22:17

      Hach ja, dieser verfluchte Perfektionismus…

  • Reply Claudie 31. August 2016 at 12:30

    Schon als ich angefangen habe deinen Beitrag zu lesen, dachte ich :”Das Internet…” Und dann hast du es auch angesprochen. Ich ertappe mich auch dabei, zu vergleichen. Seitdem ich Mama bin, noch mehr. Ich weiß genau, worüber du schreibst. Wichtig ist, sich zu erden. Denn mal zugegeben, ohne Instagram und Co. möchte man doch auch nicht durch die Woche gehen 🙂 Bei mir ist es meine beste Freundin, die am Meer wohnt, die mir unbewusst jedes Mal meine Welt dreht. Dahin, worauf es wirklich ankommt. Hier in Berlin bekomme ich schnell mal das Gefühl, was du beschreibst. Lass dich nicht entmutigen. Ansonsten mache doch mal eine Bloggerpause. Natürlich nicht zuuuu lang, da würden dich so viele Leser sehr vermissen. PS: Ich mag deinen Schreibstil übrigens richtig gern.

    • Reply Nathalie 31. August 2016 at 22:16

      Du hast recht, so ganz ohne geht es dann auch wieder nicht…Vermutlich muss man einfach eine gesunde Balance finden und nicht alles so sehr an sich heran lassen. Leichter gesagt…
      Eine Pause…hmm, schon oft drüber nachgedacht und es dann doch nicht geschafft…Vermutlich würde es wirklich gut tun.
      Ich danke dir jedenfalls sehr für deine Worte, liebe Claudie!

  • Reply Jennifer 31. August 2016 at 13:36

    Hallo liebe Nathalie,
    Hier ein Artikel zum Thema, der dir vielleicht gut ihn einfach nur zu lesen 🙂
    http://stayonfire.de/2016/08/warum-du-nicht-perfekt-sein-musst-2/

    Danke, dass du deine Gedanken so offen und ehrlich mit uns teilst! Denn du bist nicht die einzige, der es so ergeht und die mit Ähnlichem zu kämpfen hat…

    Hab einen schönen Tag!

    Jenny

    • Reply Nathalie 31. August 2016 at 22:14

      Liebe Jenny, ich danke dir für deine Worte und den Artikel.

  • Reply Bianca 31. August 2016 at 14:11

    Finde das ist sehr mutig seine Gefühlswelt offen dar zu legen.
    Du hast solche Zweifel gar nicht nötig.
    Und Zweifel sind normal, die hat jeder mal. Man darf sie nur nicht die Überhand gewinnen lassen.
    Es ist doch ganz egal was andere denken und sagen. Hauptsache du fühlst dich wohl mit dem was du machst.
    Nicht jeder muss deine Beiträge lieben. Es gibt immer positive sowie negative Kritik so wie es die verschiedenen Menschen gibt. Das wird auch immer so sein 🙂
    Ich persönlich lese viele Beiträge von dir und hinterlasse da meist keinen Kommentar. Trotzdem finde ich deine Artikel interessant. Und so wird es ganz vielen gehen.
    Es kommt doch nicht darauf an wie viele Leute liken oder kommentieren. Es kommt doch viel mehr darauf an dass du Spaß am schreiben hast und andere Spaß am lesen.
    An so einem schönen Spätsommertag die sonnigsten Grüße!

    • Reply Nathalie 31. August 2016 at 22:12

      Das freut mich sehr und tut gut, zu lesen, danke von Herzen! Du hast ja eigentlich so recht.

  • Reply Ana 31. August 2016 at 14:19

    Vielen Dank für deine Ehrlichkeit!!!! Ich kann genau nach empfinden wie es dir geht und es tut gut zu lesen, das man nicht alleine ist mit seinen Selbstzweifeln und seinem geringen Selbstbewusstsein!!
    Ich freue mich über jeden neue Artikel von dir 🙂 Mach bitte weiter so!!!

    • Reply Nathalie 31. August 2016 at 22:11

      Hab vielen Dank, das freut mich sehr!

  • Reply Alexandra 31. August 2016 at 14:53

    Ich kann mich auch total in deinem Text wiederfinden. Nach aussen hin für die anderen erscheint alles perfekt aber man selbst sucht immer wieder Fehler und will irgendwie mehr und weiss gar nicht so recht was.
    In finde es toll wie du dich getraut hast all das raus zu lassen und in die weite Welt des Internet zu brüllen.
    Ich bin mir aber ziemlich sicher dass sich viele damit identifizieren können.

    • Reply Nathalie 31. August 2016 at 22:10

      Danke für deine Worte!

  • Reply Sonja 31. August 2016 at 15:36

    Du klingst sehr depressiv, wenn es nicht anders geht, dann hole dir professionelle Hilfe, manchmal kommt man eben nicht mehr alleine aus seinen Gefühlsphasen und braucht einen Therapeut, der einen zurück ins Leben hilft.
    Es ist so schade, dass es anscheinend unter Bloggern ein Tabuthema bisher ist über Probleme zu sprechen, alle wollen ihre perfekte Scheinwelt ohne Sorgen und Ängste darstellen, ich glaube, das ist auch ein Grund, warum die Leser bei vielen zurück gehen. Du solltest vielleicht auch bei deinem HA mal die Schilddrüse abklären lassen, oftmals kommt es auch nach Schwangerschaften zu Hormonstörungen, die depressive Stimmungen verursachen. Viele Mamas mit kleinen Kindern rutschen schnell in depressive Phasen ab oder leiden auch an Wochenbettdepressionen, die sich auch Monate nach der Geburt noch bemerkbar machen. Man liest in deinen Worten deutlich einen Hilfeschrei, hol dir bitte Hilfe, damit es dir wieder besser geht. Alles Gute und viel Kraft.

    • Reply Nathalie 31. August 2016 at 22:10

      Ich finde es auch schade, dass es immer noch bei vielen ein Tabu ist, über negative Gefühle und depressive Phasen zu sprechen. Je offener wir damit umgehen, desto verstandener und nicht allein fühlen wir uns schließlich mit unseren Gedanken und Sorgen. Ich mag diese allzu perfekte Scheinwelt auch schon lange nicht mehr, weil ich es einfach nicht glauben kann.
      Meine Schilddrüse wird seit der ersten Schwangerschaft regelmäßig kontrolliert. Leider macht sie mir nämlich seitdem zu schaffen und ich muss immer wieder neu eingestellt werden. Kann schon sein, dass es auch damit zusammen hängt, deswegen war ich auch erst heute wieder beim Blut abnehmen.
      Ich danke dir für deine Worte und Wünsche!

  • Reply Lisa 1. September 2016 at 9:15

    Mir gehts genau so liebe Nathalie…
    Liegt es am Sternzeichen? 😉 Ich weiß es nicht… Ich wiege auch immer alles ab und denke zu viel über alles nach… will es jedem recht machen und werde dann immer wieder enttäuscht, bin eine Perfektionistin, habe Selbstzweifel und eben weniger Selbstbewusstsein. Das schlimme ist ja, dass man weißt, was “falsch” ist oder besser gesagt, was die “Blockaden” sind und wie einfach man diese lösen könnte… aber man schafft es nicht, weil man nicht über den eigenen Schatten springt.
    Wichtig ist einfach, dass du, du bleibst! Mach was dir gefällt, vergiss die anderen. Anonyme Menschen die im Internet herumschwirren… denen bist du nichts schuldig. Wegen denen muss man sich keinen Stress machen. Wegen denen muss man kein schlechtes Gewissen haben 🙂
    Ich weiß, ich weiß… alles leichter gesagt als getan, aber einfach im Alltag öfter daran denken. Mach ich auch und ich muss sagen, es hilft wirklich. Mehr “ist mir egal”-Einstellung schadet oft nicht und befreit ungemein 🙂

    Ein Beispiel aus meinem Alltag:
    Ich war gestern länger in der Arbeit und habe mir vorgenommen noch Fotos für den Blog zu schließen. War dafür noch Lebensmittel einkaufen und als ich so durch das Geschäft wanderte, fiel mir ein, dass ich ja eigentlich das und das auch noch mitnehmen könnte, weil ich ja während dem Fotografieren von dem einen, das andere in den Ofen schieben könnte – das wäre dann fertig, wenn ich mit dem Fotografieren von dem einen fertig wäre… dann könnte ich gleich den Kuchen auch noch fotografieren und dann die Bilder bearbeiten und und und…. Dann bin ich aber stehen geblieben, hab die Pflaumen die ich schon in der Hand hielt angeschaut… hab nachgedacht und mir gesagt: Hey, das ist so viel Stress, dass schaffst du so wie so nicht und am Ende bist du wieder nur sauer, dass du nicht alles geschafft hast 😉 So wars…. Genau das habe ich mir gedacht… habe die Pflaumen wieder zurückgelegt und bin glückselig zur Kassa geschlendert.
    Einfach selber mal „Abstriche“ machen… eine To-Do-Liste wächst und wächst ansonsten nur 🙂

    Ich wünsche Dir nur das Beste und bin mir sicher, dass du bald wieder rockst 😉

    Alles Liebe,
    Lisa :*

    • Reply Nathalie 1. September 2016 at 23:25

      Liebe Lisa,
      ich danke dir für deine lieben Worte und deinen Kommentar! <3 Ich glaube, Löwen neigen sehr zum Perfektionismus und dem übertriebenen Schönen, vielleicht hat es tatsächlich damit zu tun, wer weiß...;)
      Dein Beispiel finde ich super und freue mich für dich, dass du es geschafft hast, Abstriche zu machen und am Ende aber gemerkt hast, wie gut das doch auch mal tut. Solche Momente wünsche ich mir auch wieder öfter. Nicht immer dieser Druck, dies und das noch machen zu müssen und wie blöd es doch wäre, wenn man es nicht tut. Immer dieser selbst auferlegte Stress. Was haben wir davon, außer, dass wir immer ausgelaugter, müder und unzufriedener werden? Ist es das wert? Und ja, es ist wirklich oft leichter gesagt...Und deswegen wohl auch tägliche Arbeit an sich selbst. Mal klappt es besser, mal schlechter.
      Auch dir alles Liebe! :*

  • Reply Sara 1. September 2016 at 9:31

    Liebe Nathalie,

    ich habe deinen Blog schon weit vor der Geburt deiner Kinder gelesen. Also mach dir keine Sorgen, dass die Leserzahlen zurück gehen. Ich lese deinen Blog neben der modischen Inspiration auch deshalb gern, weil du oft so persönliche Worte findest, alles so liebevoll gestaltest und dir so viel Mühe gibst. Obwohl ich keine Kinder habe, etwas älter bin und teilweise auch in einer ganz anderen Lebenssituation bin als du, bin ich genau aus diesen Gründen dabei geblieben.
    Ironischerweise bin ich in der letzten Zeit auf deine “Scheinwelt” auch ein bisschen herein gefallen und habe gedacht: “Och, die Nathalie hat alles immer so schön, die kann sich zum Sport aufraffen, hat zwei süße Kinder etc. Wie schafft die das nur?!” Ich stecke seit Wochen im Umzugschaos und komme nicht weiter, weil ich überarbeitet und müde bin. Aber am Ende stelle ich mir in solchen Momenten immer wieder die gleiche Frage: “Hilft es mir, mich selbst zu kritisieren? Hilft mir dies mich besser zu fühlen? Hilft es mir, meine Ziele zu erreichen?”
    Viele Menschen kokettieren gerne damit, dass sie Perfektionisten sind. Dabei ist der Hang zum Perfektionismus immer ein Zeichen dafür, dass der Mensch sehr unsicher ist. Wenn wir die Fehler in uns selbst lieben, können wir auch die Fehler in anderen Menschen lieben. Welchen Menschen finden wir sympathischer? Jemanden, der schon mal durch eine Krise gegangen ist und sich deshalb wirklich in uns einfühlen kann, wenn wir selbst Probleme haben? Oder einen Menschen bei dem immer alles glatt läuft und der gar nicht versteht, wenn wir leiden und nicht weiter kommen?
    Besonders nachvollziehen konnte ich deinen Satz: “Warum schaffe ich es nicht, mich auch mal für das zu loben, was ich kann?” Wenn der Selbsthass soweit geht, dass man sich sogar dafür kritisiert, dass man sich selbst nicht akzeptieren und lieben kann. Mir geht das auch so, auch wenn es schon viel besser geworden ist. Besonders als ich mir klar gemacht habe, dass Selbstliebe kein Punkt auf irgendeiner Selbstoptimierungs-Do-Liste ist. Liebe entsteht nicht durch Druck oder Hass. Obwohl das eigentlich so logisch ist, setzen wir uns sogar in diese Richtung Ziele und werden wütend, wenn wir uns nicht sofort besser fühlen.
    Ich kann dir das Buch von Jack Kornfield “Das weise Herz” empfehlen.
    https://www.amazon.de/Das-weise-Herz-universellen-buddhistischer/dp/3442338123/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1472714707&sr=8-1&keywords=das+weise+herz+jack+kornfield
    Es hat mir in einer sehr schlimmen Krise wirklich geholfen. Vielleicht ist es auch etwas für dich.

    Bleib wie du bist.
    Liebe Grüße Sara

    • Reply Nathalie 1. September 2016 at 23:19

      Liebe Sara,
      hab vielen Dank für deine Worte! Du hast ja so recht. Übertriebener Perfektionismus ist wirklich nicht erstrebenswert und keinesfalls eine Eigenschaft, auf die man stolz sein muss. Ich finde Menschen, die auch zu ihren Schwächen stehen und bei denen nicht immer alles rosarot ist, auch viel authentischer und glaubwürdiger, als die, die behaupten, wie toll und super schön immer alles ist.
      Und oh ja, irrsinnig, sich dafür anzugreifen, dass man sich selbst nicht mag und sich zu fragen, warum…
      Danke für deine Buchempfehlung, das kommt auf jeden Fall auf meine Liste. Hab gerade eines zum Thema Selbstmitgefühl, das ich nun erstmal lesen werde und hoffe sehr, dass es hilft.
      Liebe Grüße!

  • Reply Reike 1. September 2016 at 13:47

    I feel you.

  • Reply jalda theresa 1. September 2016 at 13:55

    liebe nathalie,
    ich finde mich absolut in deinem text wieder und finde es toll, dass du dich getraut hast so offen zu schreiben. ich habe auch das gefühl irgendwie nie genug zu sein, als mama, als frau, als freundin, ….so viele dinge, die ich mir vornehme, aber nicht schaffe.und meinem gefühl nach wenig anerkennung für das was man als mama leistet. ich habe das gefühl auch alle anderen erwarten immer noch mehr von mir, aber wahrscheinlich projiziere ich da nur meine gedanken auf andere.
    ich bin es auch so leid, dass ich mir zum teil selber alles so schwer mache und viel zu viel nach links und rechts schaue, anstatt mal ganz genau auf mich zu achten.
    ich fühle mich auch körperlich oft so ausgelaugt und kraftlos und ganz schlimm war es in der dritten schwangerschaft. damals habe ich (zunächst widerwillig) eine Mutter-kind-kur gemacht und ich muss sagen,dass das schon ein stück weit geholfen hat. vielleicht denkst du auch mal über soetwas nach?!
    Was ich auch absolut nachvollziehen kann, ist dieser wunsch einfach woanders neu anzufangen. ich fühle mich auch ständig getrieben und habe irgendwie kein gefühl von “zuhause sein” / “angekommen sein”, aber mein freund sagt, dass ein ortswechsel auch keine lösung ist und eigentlich weiß ich das ja auch.
    ich wünsche dir, dass du einen weg findest dich wieder mehr zu schätzen und dein leben wieder zu genießen!
    alles liebe !!

    • Reply Nathalie 1. September 2016 at 23:12

      Danke für deine Worte und lieben Wünsche!
      Ich habe tatsächlich auch schon über eine Mutter-Kind-Kur nachgedacht. Vielleicht würde das wirklich etwas helfen, um wieder neue Kraft zu schöpfen und Energie zu tanken und einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen.

  • Reply Melli 3. September 2016 at 9:08

    Gut, dass du es so offen aussprichst und diese Gedanken auch zulassen kannst. Das ist doch immer noch der erste Schritt¡
    Ich kann dir nur den Blog von Joanna von liebesbotschaft.de hierfür ans Herz legen, meine Bibel.

    Liebe Grüße,
    Melli

  • Reply Maria 4. September 2016 at 14:09

    Hallo liebe Nathalie.
    Ich bin dieses Wochenende zum allerersten Mal auf deinem blog. (Durch ein instagram Berge Bild:-) Das layout und deine Artikel fand ich gleich schön und interessant, besonders diesen hier. Wie treffend und ehrlich! Ich glaube jedes Mädchen, jede Frau kann sich damit identifizieren, wirklich. So geht oder ging es doch jeder von uns schon mal, der einen mehr, der anderen weniger. Aber ich habe mal gehört es wäre oft “typisch” für Frauen, neugierig (okay darüber kann man streiten;-), unsicher und sehnsüchtig zu sein. So ganz falsch ist die Behauptung nicht, finde ich persönlich.. Ich glaube wir Frauen sind wie Blumen, wir brauchen viel Pflege, viel Wasser, viel LIEBE dass es uns gut geht. Liebe von anderen und – Selbstannahme. Das ist für alle ein Wachstumsprozess.. Einen Vortrag den ich mal zu dem Thema LIEBE gehört hab kann ich dir empfehlen. Der Sprecher ist ein katholischer Theologe, aber lass dich davon nicht abhalten:-), die message ist echt großartig!
    https://youtu.be/EZ5l0RCS1NQ
    Liebe Grüße dir! Fühl dich gedrückt *

  • Reply Inga 12. September 2016 at 12:32

    Liebe Nathalie,
    du sprichst hier offenbar so vielen aus der Seele (auch mir) und das ist doch ein Zeichen, dass du nicht allein bist. Wir Frauen neigen auch dazu, uns gegenseitig unter Druck zu setzen und es ist schwer, immer im richtigen Moment die richtigen Gegenargumente zu haben. Menschen, die immer perfekter sein wollen(!) als ich und die mir das auch ständig unter die Nase reiben, versuche ich zu meiden, denn ihre negative Energie bremst mich und ich werde selbst zu so einer doofen Mami. Mir ist Perfektionismus auch gar nicht so wichtig. Ich habe gerade in einem Magazin gelesen, dass Menschen am Ende ihres Lebens meist bereuen, nicht oft genug glücklich gewesen zu sein, also sollten wir wohl ofter dafür sorgen, dass wir uns glücklich fühlen, oder? Ob das bei einer Fahrradtour ist, bei Treffen mit POSITIVEN, FEHLERHAFTEN Menschen und nicht mit Robotern. Und wir sollten auch die Medien meiden, denn sie sind zum großen Teil dafür verantwortlich: Handy aus! facebook: raus!, Bloggen lassen ;), raus in die Natur – das echte Leben spüren! Alles Gute für dich!

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