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Life with kids: Abschied und Neubeginn und die Frage: Welcher Kindergarten ist der richtige für mein Kind?

28. Oktober 2016

Mika-Flynn und ich sitzen am Esstisch und unterhalten uns über seinen Tag im Waldorfkindergarten. Es ist der vorletzte Tag dort, bevor wir umziehen und er einen anderen Kindergarten im neuen Wohnort besuchen wird. Für die Antwort auf die Frage, wen aus seiner Gruppe er denn wohl am meisten vermissen wird, muss er nicht lange überlegen. Wie aus der Pistole geschossen zählt er mir mehrere Namen seiner liebsten Kindergartenfreunde auf und mir wird etwas schwer ums Herz.

Kleine zarte Freundschaften, die in den letzten Wochen und Monaten entstanden sind. Bilde ich es mir ein oder hing sein bester Freund die vergangenen Tage besonders stark an ihm, seit er erfahren hat, dass sein Mika-Flynn umziehen wird? Jeden Tag wollten sie nachmittags miteinander spielen. Tauschten ihre Spielsachen. Verabschiedeten sich auf so herzliche Weise. Mika-Flynn saß bereits im Auto, da kam sein Freund noch schnell angelaufen. “Ich muss Mika-Flynn noch Tschüss sagen!”, rief er, riss die Autotür auf und verabschiedete sich von ihm. Da stand ich nun und die Beiden unterhielten sich noch ein paar Minuten über ihren Tag im Kindergarten. “Ich bring dir morgen noch etwas mit, bevor du umziehst!”

Man sagte mir, es würde nicht lange dauern, bis Mika-Flynn im neuen Kindergarten Anschluss findet. Schnell wären seine alten Freunde vergessen. In so jungen Jahren würde einen das nicht so lange beschäftigen. Aber ist das wirklich so? Oder mache ich mir einfach zu viele Gedanken und habe im Endeffekt mehr damit zu kämpfen, weil ich das Gefühl habe, Mika-Flynn ging es im Waldorfkindergarten einfach besonders gut und ich zweifle daran, ob es im neuen Kindergarten genauso sein wird?

Ich zweifle nicht daran, dass er Anschluss finden wird. Denn Mika-Flynn ist ein sehr offenes und sicher auch kein schüchternes Kind. Als wir vergangenen Dienstag zum Schnuppern im Naturkindergarten waren, hatte er kein Problem damit, auf die anderen, ihm noch fremden Kinder zuzugehen, sie anzusprechen und mit ihnen zu spielen. Dementsprechend herzlich wurde er auch sofort integriert. Den ganzen Vormittag hatte er dort seinen Spaß und fühlte sich wohl und selbst die Erzieherin war erstaunt, wie aufgeschlossen er sofort war. Auch uns gefiel es dort.

Leider sind die Plätze bereits alle belegt und wir konnten Mika-Flynn vorerst nur auf die Warteliste setzen lassen. Vermutlich wird er dort frühestens im nächsten Herbst einen Platz bekommen.

Viel draußen sein, naturverbunden, sich auch mit einfachen Dingen, wie Stöcken, Steinen und allem, was der Wald so hergibt beschäftigen können, die Fantasie anregen und den Wandel der Jahreszeiten bewusst wahrnehmen und zelebrieren – Dinge, die im Waldorfkindergarten und auch im Wald- oder Naturkindergarten oberste Priorität haben. Ein Ausgleich zum oft schon in jungen Jahren sehr überladenen und hektischen Alltag, der mir für meine Kinder wichtig war und ist. Und dass er Mika-Flynn gut tat, merkte ich jeden Tag, wenn ich ihn abholte. Er mir freudig erzählte, was sie heute wieder auf dem Waldsofa oder der Heide erlebt hatten oder mir seine gesammelten Schätze zeigte, die er gefunden hatte. Kein Tag, an dem es im Waldorfkindergarten nicht nach draußen geht. Egal ob es regnet, stürmt oder Minusgrade hat. Schlechtes Wetter gibt es schließlich nicht.

Ein weiterer wichtiger Punkt im Waldorfkindergarten: Das Vorleben und gemeinsame Miteinander mit den Kindern. Lernen durch Nachahmung. Es wird gebacken, zusammen Frühstück zubereitet, die Kinder spielerisch in alltägliche Aufgaben integriert. Ohne Zwang, jeder so, wie er möchte. Regeln gibt es natürlich wie in anderen Einrichtungen auch. Hier muss ich aber auch ganz ehrlich sagen, dass ich manches nicht nachvollziehen konnte und bestimmte Dinge nicht vermissen werde. Z.B. wurde es überhaupt nicht gerne gesehen, wenn die Kinder beim Abholen laut rufend durch die Gänge nach draußen rannten, weil sie sich freuten, dass Mama oder Papa da sind. Kinder dürfen meiner Meinung nach laut sein, spielen und toben. Und wenn nicht im Kindergarten, wo dann?

Aber es waren nur Kleinigkeiten, die mich etwas störten und im Großen und Ganzen war es uns wichtig, dass Mika-Flynn sich wohl fühlt und es in erster Linie ihm gefällt. Und das war definitiv der Fall. Er ging mit Freude in seine Gruppe und hatte Spaß. “Mama, ist morgen wieder Kindergarten?”, fragte er an freien Tagen, weil er unbedingt wieder mit seinen Freunden spielen wollte.

Leider ist die Entfernung von unserem neuen Wohnort nun zu weit, als dass wir ihn jeden Morgen und Mittag hinbringen und wieder abholen könnten. Es wäre mehr Stress für uns alle, als dass es irgendwelche Vorteile bringen würde. Der nähste Waldorfkindergarten ist leider auch nicht um die Ecke und bis auf den Naturkindergarten gibt es im Umkreis keine vergleichbaren Einrichtungen.

Und weil die Stadt über die “normalen” Kindergärten entscheidet und die Plätze zuteilt und vergibt, haben wir hier auch kaum Mitspracherecht. Unsere Wunscheinrichtungen liegen entweder nicht in unserem Stadtteil oder haben keine freien Plätze mehr. Weil ich es aber wichtig finde, dass Mika-Flynn weiterhin in den Kindergarten geht, einen strukturierten Tagesablauf und mit anderen Kindern Kontakt hat, wird er nun vorerst einen evangelischen Kindergarten im Stadtteil, in dem Yannick arbeitet, besuchen. Auch wenn die Einrichtung in keinster Weise mit dem Waldorfkindergarten oder einem Naturkindergarten zu vergleichen ist, wirkte sie auf den ersten Eindruck sofort einlandend und freundlich.

Statt den ganzen Tag nach draußen in den Garten oder Wald zu gehen, wird dort allerdings erst frühestens ab 11 Uhr im Garten gespielt. Es wird kein Frühstück gemeinsam zubereitet, jedes Kind bringt sein eigenes Vesper mit. Statt Eurythmie geht es dort einmal die Woche zum Turnen. Und Plastikspielzeug scheint dort normal zu sein. Es ist eben keine Waldorfeinrichtung, für die man sich ja in der Regel bewusst entscheidet. Das Miteinander auch unter den Eltern wird sich vermutlich auch zu dem im Waldorfkindergarten unterscheiden. Denn dort wurden Aufgaben unter den Eltern verteilt, jeder trug seinen Teil dazu bei, dass alles funktioniert.

Ob es nun daran liegt, dass ich dem Umzug sowieso etwas mit gemischten Gefühlen gegenüber stehe und mich gerade frage, was ich wohl alles vermissen werde und wie schnell wir uns im neuen Wohnort einleben werden oder ob ich einfach ein Mensch bin, der sich ungern von alten Gewohnheiten lösen mag, weiß ich nicht. Allerdings möchte ich nur das Beste für mein Kind und auch wenn für den ein oder anderen die Wahl des Kindergartens keine so große Rolle spielt (“Hauptsache das Kind hat einen Betreuungsplatz”), finde ich es wichtig, dass alle Beteiligten mit der Lösung zufrieden sind und sich wohl fühlen. Und meiner Meinung nach sollte das Kind nicht in “irgendeine” Einrichtung gehen, denn da gibt es durchaus solche und solche. (An dieser Stelle fange ich nicht von dem Kindergarten an, der nur drei Minuten Fußweg von unserer neuen Wohnung entfernt gewesen wäre, welchen wir uns interessehalber angeschaut haben und am liebsten noch auf der Türschwelle wieder umgekehrt wären…)

Vermutlich werden wir aber sowieso erst im Laufe der Zeit feststellen, welche Vor- und Nachteile der neue Kindergarten mit sich bringt und wie gut oder schlecht es uns dort gefällt. Mika-Flynn wird sich bestimmt bald im neuen Kindergarten einleben. Und sicher auch das ein oder andere Mal nach seinen “alten” Freunden fragen. Denn ich denke, dass er mittlerweile einfach auch ein Alter hat, in dem sich Beziehungen aufbauen, die einem etwas bedeuten. Also keinesfalls “aus den Augen, aus dem Sinn”. Ich wünsche ihm trotzdem, dass er schnell neuen Anschluss findet und sich mit den Kindern in der neuen Gruppe genauso toll versteht, wie mit denen aus dem Waldorfkindergarten.

Was das Konzept und die Abläufe der Einrichtung betrifft, werden wir ebenfalls sehen, was die Zeit mit sich bringt. Ich versuche in erster Linie dem Ganzen nun positiv entgegen zu blicken und mich auch auf all das Neue, was uns erwartet, einzulassen. Genauso offen und aufgeschlossen, wie mein kleiner und doch schon so großer Mika-Flynn das immer tut. Und sollten wir doch feststellen, dass es nicht das Richtige ist, wird sich auch eine Lösung finden.

Zum Abschied malten Mika-Flynn übrigens alle Kinder aus seiner Sonnenkäfer-Gruppe ein Bild. Das seines besten Freundes wird sicher einen Ehrenplatz an der Wand bekommen.

Haben eure Kinder schonmal den Kindergarten gewechselt und wie sind sie damit umgegangen? Nach welchen Kriterien habt ihr den Kindergartenplatz ausgesucht? 

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1 Comment

  • Reply Vanessa 29. Oktober 2016 at 11:23

    Liebe Nathalie,
    ich finde es vollkommen normal, dass du dir so viele Sorgen machst. Aber gleichzeitig sagst du ja auch, dass dein Kleiner sehr offen und selbstbewusst ist und auf andere Kinder zugeht 🙂 Das musst du dir wirklich immer in Erinnerung rufen. Meist scheitert die Eingewöhnung (in einen neuen Kindergarten) ja einfach an den Ängsten und Abwehrhaltungen der Eltern, die sich auf das Kind übertragen oder eine schlechte Beziehung zu den Erzieherinnen und Erziehern entstehen lassen.
    Neue Freunde finden wird er mit Sicherheit, Kinder interessieren sich ja wirklich für nichts mehr als für andere Kinder. Die größte Herausforderung wird sicher wirklich das neue Konzept sein. Aber wenn die ErzieherInnen vorher gut informiert sind, dass Mika einfach andere Abläufe usw. gewohnt ist, werden sie auch dafür Verständnis aufbringen und ihn im besten Fall unterstützen das einzubringen, was er bei den Waldorfkindern gelernt hat (falls sie dort Wert auf Partizipation legen, was ich mal hoffe) 🙂
    Ich habe übrigens selbst mal die Kita gewechselt, allerdings war ich da schon 5 und obwohl ich den Kontakt zu den alten Freunden nicht gehalten habe, lief die Umstellung auf die neue Kita reibungslos.
    Mika wird deine Aufregung vor dem neuen Kindergarten bestimmt teilen und du bist so eine aufmerksame Mutter, dass du ihn in der Zeit sicher perfekt begleiten wirst!
    Alles Liebe,
    Vanessa

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