Family, Life with kids, Personal

Life with kids: Manchmal machst du es mir nicht leicht – Vom Wüten und Kreischen und Trotzen

17. Januar 2018

Am liebsten würde ich dich den ganzen Tag auffressen. Hauptsächlich aus einem Grund, nämlich dem, dass du so zuckersüß bist. Deine Art, wie du erzählst, uns nachahmst, jeden Tag etwas Neues lernst, uns zum Knuddeln und Drücken alle auf einmal in den Arm nehmen möchtest und jedem Küsschen verteilst. Ja, das ist einfach zum Verlieben. Deine dunkelbraunen Kulleraugen, die einen tief anblicken, diese goldblonden Löckchen, die sich auf deinen Schultern kringeln und springen. Diese Schnute, die zu ziehst, wenn du nachdenkst und überlegst, was du als nächstes anstellen könntest. Meistens bist du einfach nur goldig. Für jede einzelne Facette, die du hast und die dich zu dem macht, was du bist, einer jetzt schon sehr starken, kleinen Persönlichkeit, liebe ich dich. Böse sein kann ich dir nicht lange. Auch wenn du ständig neuen Unsinn machst und deine Grenzen testest. Aber manchmal, ja manchmal, da machst du es mir nicht leicht, ruhig zu bleiben, gelassen.

Einige meiner Nerven mussten wohl schon daran glauben, wenn du wieder mal unbedingt durchsetzen wolltest, was dir durch dein kleines Köpfchen geschwirrt ist. Mit deinem ganzen Körpereinsatz, Händen, Füßen, deinem Kopf. Wütend, schreiend, kreischend. Wenn du etwas willst, dann geht kein Weg dran vorbei. Lautstark wird zuerst gemeckert, gezeigt, was man möchte. Und weil du dich mit deinem Wortschatz noch nicht so ausdrücken kannst, wie du gerne wolltest, zerrst du uns am liebsten gleich mit oder machst einfach dein eigenes Ding. Dass das aber eben nicht immer geht, du nicht alles haben kannst, was du möchtest und ein Nein auch akzeptieren musst, das begreift dein kleines Köpfchen noch nicht. Oder es will es in diesen Momenten einfach nicht. Alles Reden und dich ablenken hilft dann nicht.

Du bist klug und pfiffig und lässt dich nicht veräppeln. Und probierst es immer wieder. Ja, manchmal sind es beinahe Kämpfe zwischen uns. Ich, die versucht, dich festzuhalten, zu trösten, in deiner Wut, die du noch nicht begreifen kannst. Dir Trost zu spenden, obwohl du eigentlich etwas ganz anderes haben möchtest. Die versucht, zu verstehen, was da in deinem kleinen Köpfchen vorgeht. Und du, der tobt und sich windet. Mit dem Kopf nach hinten schlägt und mir Kinnhaken gibt. Mich haut und kratzt und böse anschaut, die dicken Krokodilstränen, die aus Wut deine Wangen hinab kullern. Ich versuche ruhig zu bleiben, auf dich einzugehen. Aber irgendwann bin auch ich genervt. Habe keine Lust mehr auf diesen Kampf, der viel zu oft so anstrengend ist und uns beide so viel Kraft kostet. Frage mich in diesen Momenten, wie unterschiedlich Kinder doch sein können. Denn von deinem Bruder kannte ich diese Wutanfälle nicht. Sicher hatte auch er seine Phasen in diesem Alter, in denen er seinen Kopf partout durchsetzen wollte und zornig wurde, wenn ihm etwas nicht gepasst hat. Aber du hast sie im Moment und schon lange jeden Tag. Egal, ob wir unterwegs sind, beim Einkaufen, deinen Bruder in den Kindergarten bringen, zu Hause oder heute beim Kinderarzt. Die Tage, an denen wir ohne Weinen und Schreien etwas erleben, sind aktuell selten.

Da spielt der große Bruder mit seinen Spielsachen und du gehst dazwischen und klaust es ihm. Wenn man es dir wieder wegnimmt: Wutanfall. Wir holen Mika-Flynn aus dem Kindergarten, du darfst mit aussteigen, über den Platz toben und rennen. Ich erkläre dir, dass wir dann wieder nach Hause müssen. Du willst nicht mit: Wutanfall. So groß und stark, dass ich es nur mit Mühe und Not schaffe, dich in deinen Kindersitz zu setzen und anzuschnallen. Vorher legst du dich erst noch auf den Parkplatz in die größte Matschpfütze und stehst nicht mehr auf. Beim Einkaufen willst du unbedingt die Süßigkeiten, die du an der Kasse entdeckt hast, sofort aufreißen und weil das nicht geht und ich sie eigentlich gar nicht kaufen will, folgt? Genau, ein Wutanfall. Mit auf den Boden schmeißen und sich winden und schreien. Sind wir unterwegs, läufst du grundsätzlich in die Richtung, wo es nicht lang geht. Du willst entdecken und erkunden, bist neugierig und offen. Ich habe vollstes Verständnis. Du hast es noch nicht, weil du jedes Mal, wenn man dich zurück holt, dir zeigt, wo wir lang müssen und warum du nicht einfach weglaufen kannst, weil auf dem Parkplatz und der Straße eben Autos fahren und das gefährlich ist, wütend wirst. Ich stelle mich quasi schon darauf ein. Rechne damit. Und mittlerweile ignoriere ich die Blicke zwar ganz gut, bekomme aber dennoch jedes Mal wieder Schweißausbrüche.

Ja, es ist manchmal nicht so einfach. Ein kleiner Dickkopf bist du, das habe ich schon lange gemerkt. Aber eigentlich ist das ja auch gut so. Dass du weißt, was du willst. Und das auch durchsetzen willst. Nur lernen musst du noch, dass es eben auch Grenzen gibt. Und dass man die nicht mit wüten und toben und kreischen und schreien durchbrechen kann. Zumindest meistens. Vielleicht haben wir dann ja auch bald wieder alle Spaß, wenn wir gemeinsam etwas unternehmen. Denn momentan fordert uns das schon sehr. Nein, das ist kein Beschweren. Ich weiß, du weißt es einfach noch nicht und musst erst lernen, mit deinen Emotionen und Gefühlen umzugehen. Das Leben kann auch für so kleine Zwerge wie dich schon ganz schön schwer sein. Ich weiß. So viele Eindrücke, so viel, was es zu lernen gibt. Die einen verarbeiten es so, die anderen so. Du bist eben einer von der aufbrausenderen Sorte. Aber weißt du was? Auch dafür könnte ich dich fressen. Für diese Momente am Tag dann zwar eher aus Verzweiflung, als aus Verzückung, aber süß bleibst du ja trotzdem. Sogar, wenn du wütend bist. Und wie heißt es so schön? Alles nur eine Phase?

You Might Also Like

3 Comments

  • Reply Bianca 17. Januar 2018 at 21:08

    Hallo Natalie,
    was ich schön an deinen Beiträgen finde ist die Ehrlichkeit, nichts geschönt. Mal schöne Urlaube, mal Selbstzweifel, mal wunderschöne Phasen und mal schwerere . So ist das Leben. Mit den Wutanfällen sprichst du mir aus der Seele. Habe auch eine aufbrausende Zuckerpuppe Zuhause. Zwar in anderen Situationen und auch etwas anders aber nicht weniger anstrengend. Auch wir hatten viele Tage ohne Unterbrechung an denen es immer einen Anfall mit vielem vielem Geschrei und Tränen bis zur Erschöpfung gab.
    Das nimmt aber natürlich auch ab. Geht vorüber, kommt mal vereinzelt wieder oder ist dann auch auf einmal ganz weg um dann in anderer Form, wenn auch milder, doch noch mal ab und zu durchzublicken 😉
    Du hast recht. Es liegt nicht an einem selbst. Man kann ja deswegen nicht alles durchgehen lassen.
    Toi toi toi. Du machst das wunderbar.
    Liebe Grüße

    • Reply Bianca 17. Januar 2018 at 21:09

      Entschuldige.
      Habe deinen Namen ausversehen falsch geschrieben.
      Lg Bianca

    • Reply Nathalie 30. Januar 2018 at 10:20

      Ich danke dir für deine lieben Worte.

    Leave a Reply