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Life with kids // Personal: So hab ich mir das nicht vorgestellt – Der Unterschied von einem zu zwei Kindern // Ein Kind ist kein Kind?

20. Februar 2018

Wie würde es wohl werden, das Leben mit zwei Kindern? Diese Frage stellte ich mir zwar immer mal wieder, bevor Taavi auf die Welt kam, machte mir aber keine allzu großen Gedanken darüber, dass es nicht klappen würde. Es wird sich schon alles fügen und wir an neuen Herausforderungen und Aufgaben wachsen. Mit zwei kleinen Kindern, einem weiteren Menschlein, das unsere Aufmerksamkeit nun genauso fordern würde, wie sein großer Bruder. Gelassen und locker versuchte ich dem entgegen zu blicken. Sich im Vorfeld zu viel zu verkopfen, macht ja schließlich sowieso keinen Sinn. Und als Taavi dann da war, lief irgendwie die erste Zeit alles wie am Schnürchen. Ha, ist doch wirklich nicht so schwer. Ein Baby, ein Kleinkind. Klappt doch ganz wunderbar. Natürlich war es anders, da war ein kleines Baby, das fast rund um die Uhr meine volle Aufmerksamkeit brauchte. Und gleichzeitig wollte natürlich auch Mika-Flynn, dass ich mich um seine Bedürfnisse kümmere. Aber das gelang mir, wie ich fand, die ersten Wochen wirklich gut. Und auch Mika-Flynn schien mit seinen drei Jahren schon das Verständnis dafür zu haben, dass sein kleiner Bruder seine Mama eben noch etwas mehr braucht. Auch wenn ich tatsächlich irgendwann das Gefühl hatte, dass er, wenn auch nur unbewusst, doch etwas eifersüchtig war, was sich dann immer mehr in seinem Verhalten zeigte.

Von rosa Wolken und der Realität

Dennoch musste ich immer schmunzeln, wenn manch eine Kindergartenmutter total erstaunt war, wenn ich auf die Frage, dass es doch nun sicher anstrengend sei, mit zwei kleinen Kindern, verneinte und nur mit den Schultern zuckte. Anstrengend empfand ich es eigentlich nicht. Taavi lief als kleines Baby fast ganz selbstverständlich nebenher. Reibungslos und umkompliziert. Als sei es nie anders gewesen. Ob das diese Anfangsblase war, in der ich doch lange Zeit schwebte?

Natürlich war mir klar, dass zwei (kleine) Kinder mehr Arbeit machen und doppelten Aufwand bedeuten würden, aber ich empfand diesen keineswegs als belastend. Wenn Taavi schlief, spielte ich mit Mika-Flynn, war er wach, war er in der Trage immer mitten im Geschehen dabei. Morgens, wenn der große Bruder im Kindergarten war, hatte ich Zeit, mich nur um Taavi und seine Bedürfnisse zu kümmern. Und abends, wenn Yannick nach Hause kam, griffen wir uns beide gegenseitig unter die Arme.

Ganz genau sagen, wann es anfing, anstrengender zu werden, kann ich so genau gar nicht mehr. Vermutlich, als Taavi immer mobiler wurde. Aber auch davor häuften sich die kleinen Machtspielchen des großen Bruders, der mir immer deutlicher zeigen wollte, dass er wohl doch noch mehr Aufmerksamkeit haben möchte. Wüten, laut werden, Grenzen austesten. Nicht selten auch schon auf die Kosten des kleinen Bruders, der sich anfangs noch nicht wehren konnte. Natürlich kann es auch einfach nur das Alter gewesen sein, aber ich vermute eben auch, dass er sich vielleicht manchmal doch gewünscht hätte, seine Mama nur für sich zu haben und sie nicht mit Taavi teilen zu müssen. Denn als er noch alleine war, war er eindeutig nicht so. Er war schon immer laut und mutig und neugierig, aber hörte eigentlich fast immer, wenn man etwas zu ihm sagte oder darum bat, dies und jenes sein zu lassen. Das änderte sich auf einmal schlagartig.

Machtkämpfe, Geschwisterrivalitäten und eine Mama, die an ihre Grenzen gerät

Langsam merkte ich, dass auch mich das an Grenzen brachte, die ich zuvor nicht kannte. Ich war die Streitereien immer mehr leid, dieses Gezicke, wenn Taavi sich mal wieder Spielsachen vom großen Bruder geschnappt hatte, der aber partout nicht wollte, dass der kleine damit spielt. Ich wollte so nicht sein. Ich wollte nie eine Mutter sein, die laut wird und ständig schimpft, weil die Kinder nicht hören und nur machen, was sie wollen. Ja, mich teilweise so lange ignorieren, bis ich richtig sauer werde. Ich wollte nicht genervt oder wütend reagieren. Aber es gab Momente, an denen ich einfach nicht anders konnte. Weil ich es nicht verstehen konnte, warum die anfängliche Harmonie auf einmal Zankereien und Provozierung gewichen war. Hatte ich irgendwas falsch gemacht? Nein, bestimmt nicht. Vermutlich waren es einfach die ganz normalen Geschwisterkämpfe, auf die ich so nicht vorbereitet war. Weil ich dachte, meine Jungs, die sind egal in welchem Alter, ein Herz und eine Seele. Die teilen und spielen im Einklang, ohne Schreien, ohne Hauen, ohne Streit. Immer friedlich und harmonisch, während ich in dieser Zeit vielleicht ja sogar halbwegs den Haushalt bewältigt bekomme oder arbeiten kann. In einem Altersabstand von drei Jahren passt der große dann sicher auch ab und zu mal auf den kleinen Bruder auf. Blauäugig? Vielleicht.

Je älter Taavi wurde, umso mehr entwickelte natürlich auch er seinen eigenen Kopf und sein Charakter kristallisierte sich immer mehr heraus. Und als kleiner Bruder muss man vermutlich durchsetzungsfähiger sein, ganz genau zeigen, was man will und was nicht. Jedenfalls war schnell klar, dass er sich von Mika-Flynn nichts gefallen lässt. Denn er gab immer öfter Konter. Und nicht nur ihm, sondern auch uns zeigte er sehr früh, wenn ihm etwas nicht passt. Immer mit dem Kopf durch die Wand lautet seitdem seine Devise. Ansonsten wird geweint, sich auf den Boden geworfen und lautstark signalisiert, wenn einem etwas nicht gefällt. Oder wenn man dies und jenes nicht bekommt oder haben kann. Weil z.B. gerade der große Bruder damit spielt. Oder im Supermarkt eben nicht alles eingepackt werden kann, was lecker aussieht.

Zwei kleine Charakter, stark und selbstbewusst – beide wollen ihre Bedürfnisse gestillt haben, beide wollen Aufmerksamkeit, Liebe, Geborgenheit, Zuspruch. Ich gebe mein Bestes, jeden Tag, um ihnen das zu geben, was sie brauchen. Aber auch ich bin nur ein Mensch und auch ich gerate immer mal wieder an meine Grenzen.

Wachsen – mit den Kindern und den Aufgaben und Herausforderungen, die das Mamasein mit sich bringt

Es hat lange gedauert und ich arbeite immer noch daran, dass Chaos, den Streit und die teilweise wirklich ohrenbetäubende Lautstärke im Haus mit Gelassenheit zu nehmen. Das Durcheinander und die Tatsache, dass ich mich noch so sehr anstrengen kann, es wird sofort wieder unordentlich gemacht.

Bei einem Kind war es tatsächlich überschaubarer. Ich kam schneller und einfacher hinterher. Aber zwei machen mindestens das doppelte Chaos, wenn nicht sogar mehr. Räumst du dort dem einen Kind hinterher, geht das andere in die nächste Ecke und macht dort die nächste Unordnung.

Will das eine etwas von einem, schreit im selben Moment das andere. Und so geht es meist den ganzen Tag. Manchmal würde man sich gerne zweiteilen, um allen gerecht zu werden. Es ist nicht selten ein Spagat und der ist ganz schön anstregend. Ich habe oft ein schlechtes Gewissen deswegen. Wenn Mika-Flynn mir z.B. etwas erzählt und Taavi in diesem Moment dazwischen funkt und mich ablenkt. Vielleicht sogar mit Dummheiten, sodass ich gar nicht anders kann und aufspringen muss. Es tut mir leid, wenn ich nicht die volle Aufmerksamkeit habe, weil ich mit meinem Kopf bei so vielen Dingen gleichzeitig bin.

Und ich finde es ganz furchtbar, wenn die Beiden sich streiten und hauen und egal, wie oft ich versuche, zu schlichten, sie einfach nicht aufhören damit. Friedlich miteinander spielen? Fehlanzeige. Zanken und zeigen, wer der Stärkere ist, macht doch so viel mehr Spaß. Aber vielleicht sollte ich auch hier das Positive sehen. Wenn sie auch nicht in Harmonie spielen, so lernen sie dennoch einiges voneinander. Wie man sich durchsetzt, z.B. Sich behauptet. Und wie man die dollsten Dummheiten ausheckt, um Mama an den Rande eines Nervenzusammenbruchs zu treiben. Nein, Spaß beiseite. Ist es nicht oft so? Ist es nicht ganz normal zwischen Geschwistern? Dieses nicht mit, aber auch nicht ohne einander können? Wie langweilig wäre es schließlich, wenn sie den ganzen Tag nur in ihrem Zimmer sitzen würden, gemeinsam, leise, wie die Mäuschen, spielen und keinen Mucks machen. Dann doch lieber toben, rennen, durch’s ganze Haus, Kissenschlacht auf dem Sofa, Höhlen bauen unter’m Tisch, balgen, Zunge rausstrecken, Türen knallen. Mama atmet tief durch dabei. Eins, zwei, drei…Und wenn ich mir oft genug sage: Es sind Kinder. Das muss so. Das darf so. – Ja, dann bin ich schon viel gelassener.

Ich habe es aufgegeben, alles ordentlich haben zu wollen und ständig jedem hinterher zu räumen. Habe mich verabschiedet vom Gedanken an ein aufgeräumtes, “perfektes” Zuhause. Denn das geht einfach nicht. Irgendwo liegen immer Spielzeug, ausgezogene Socken, Essensreste, Dreck,…Ich muss mich damit abfinden, dass ich bestimmte Dinge eben nicht immer gleich und sofort erledigen kann. Manche Aufgaben und Erledigungen warten müssen, bis Ruhe eingekehrt ist. Abends, wenn die Kinder dann auch mal beide schlafen. So gegen zehn oder elf… Vermutlich musste ich das erst begreifen. Es war ein Lernprozess und eine Probe für meinen manchmal fast übertriebenen Perfektionismus. Dass eben nun nicht immer alles nach Plan läuft und die Unordnung einfach dazu gehört. Ich lerne immer noch. Und wachse an den Herausforderungen. Gemeinsam mit meinen Kindern. Mal gelingt es mir besser, mal weniger. Mal sind die Nerven dünn, mal bleibe ich gelassener. Aber ich gebe mein Bestes. Auch wenn ich mir nicht annähernd vorstellen konnte, wie es wohl werden wird, bin ich dankbar für jede positive Erfahrung und auch für jede negative.

Ein Kind gleich kein Kind? Ist da was dran oder ist das Quatsch?

Wie seht ihr das? Ist ein Kind gleich kein Kind? Ist es einfacher, sich nur um die Bedürfnisse eines kleinen eigenen Charakters zu kümmern oder macht es keinen Unterschied, wie viele Kinder man hat? Vielleicht kann man das so ja auch gar nicht sagen und es hat sicher auch viel mit dem Altersunterschied der Geschwister zu tun, aber mich würden eure Meinungen dazu sehr interessieren. Wie war sie für euch, die Umstellung von einem auf mehrere Kinder, die sich lieben, zanken, streiten?

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1 Comment

  • Reply MiJu 21. Februar 2018 at 22:06

    Hi Nathalie, ein sehr interessantes Thema und ein sehr schöner und ehrlicher Artikel.
    Mir ging es mit meinem beiden (8jährige Tochter und 4jähriger Sohn) ähnlich. Das erste Jahr lief toll, der Kleine war einfach dabei. Mit Mobilität und wachsendem Charakter des Kleinen wurde es anstrengender. Aktuell ist es sehr schwer, weil die Große extrem Eifersüchtig ist (hier kommt sicher die nahende Pubertät dazu und die Tatsache, dass sie als Schulkind nat. lernen und üben muss, im Gegensatz zum Kleinen). 4 Jahre Altersunterschied sind hier nicht einfach, da wären mir weniger lieber gewesen…..
    Bei den Nachmittagsaktivitäten empfinde ich es sehr anstrengend zwei Kids zu haben (sie können aufgrund des Altersunterschiedes auch nicht gemeinsam machen, da hier immer in Altersklassen eingeteilt wird). Eins muss immer mit und beschäftigt werden und die Termine aufeinander abgestimmt werden. Da wäre es mit einem Kind einfacher….
    Ansonsten profitieren sie aber sehr viel voneinander, Rücksicht lernen, Geduld, Zusammenhalt, es ist immer ein Freund zum Spielen da (was für mich wieder sehr entspannt ist), sie entwickeln ungeahnte Kreativität (nicht immer im positiven…. ;)). Da hatte ich die 4 Jahre mit nur einem Kind auch mehr zu tun, da man hier als Spielkamerad viel mehr “herhalten” musste.
    Ich würde auf jeden Fall keines meiner beiden Monster hergeben…. 😉
    Lieber Gruß, Iris
    P.s.: Ein sehr schöner Blog!! Eine bisher stille Mitleserin….

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