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Life with kids // Thoughts: Wie viele Hobbies sind gut für ein Kind? – Freizeitstress statt Freizeitspaß?

1. Oktober 2018

Montags zum Fußball, dienstags zum Schwimmen, am Mittwoch Gitarre, donnerstags Turnen und am Freitag zum Judo. Eine ganz normale Woche eines Vor(Schul)Kindes, oder? Zumindest, wenn man sich mit anderen Eltern im Kindergarten, in der Schule oder auf dem Spielplatz unterhält oder so manch einem Gespräch lauscht: “Nee, diese Woche kann der Louis nicht mehr. Er hat die ganze Woche Termine. Aber vielleicht ist in zwei Wochen was frei. Ich schau mal im Kalender.” Freizeitstress statt Freizeitspaß? Wann sind Hobbies, die eigentlich der Freude und dem Ausgleich dienen sollen, zu viel? Was ist das richtige Maß für ein Kind? Ich habe tatsächlich schon so ähnliche Aussagen, wie die oben gehört und mich dabei folgende Dinge gefragt: Mein Kind ist nicht jeden Tag verplant und ausgebucht. Mache ich etwas falsch, weil ich es nicht genug fördere? Biete ich ihm nicht genug und muss ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Braucht bereits ein Vorschulkind oder eines, das gerade erst in der Schule ist, schon zahlreiche Hobbies, am besten jeden Tag ein anderes?

Fakt ist, das Angebot ist groß und sicher müssen Kinder in diesem Alter erst ausprobieren, was ihnen Freude bereitet und wobei sie längerfristig Spaß haben. Aber was macht es mit einem Kind (und auch den Eltern), wenn eine Freizeitaktivität die nächste jagt und dazwischen kaum Zeit für Langeweile oder andere Dinge bleibt, wie z.B. sich einfach mal nur mit seinen Freunden zu verabreden?

Mika-Flynn geht nun einmal die Woche in die Kunstschule. Ein Nachmittag, an dem er 1 1/2 Stunden zusammen mit anderen Kindern in seinem Alter kreativ ist und werkelt. Es macht ihm Spaß und ich denke, dass es ihm gut tut. Davor haben wir es ein paar Mal mit Fußball versucht und schnell gemerkt, dass er entweder (noch) kein Interesse dafür hat oder einfach noch nicht so weit für einen Mannschaftssport ist. Deswegen wollten wir es dann demnächst mit der Kindersportschule probieren, wo er viele unterschiedliche Sportarten spielerisch kennen lernen kann, um sich dann später vielleicht auf eine festzulegen. In seiner Altersklasse wären das zwei Nachmittage die Woche für jeweils eine Stunde. Macht schon drei verplante Nachmittage. Schwimmen lernen soll er auch noch. Wo das einbauen? Und was ist mit Taavi, der ja eigentlich neben dem Kindergarten auch noch ein Hobby haben sollte? Ihr seht schon, das Ganze bedarf definitiv genauester Planung und logistisch durchdachter Schritte. Und vermutlich steigert es sich, je mehr Kinder man hat. Ob man dann aus dem hierhin und dorthin Fahren und Abholen überhaupt noch raus kommt als Mama? Und wie wirkt sich dieser Stress auf die Kinder aus?

Freizeitspaß oder Freizeitfrust?

Man möchte als Eltern seine Kinder fördern und ihnen Dinge ermöglichen. Was, wenn man es eigentlich nur gut meint, ihnen (und auch sich selbst) dann im Endeffekt aber doch zu viel aufhalst? Ich bin ganz klar der Meinung, dass bereits drei feste Termine in der Woche ganz schön viel für ein 5-6-jähriges Kind sind. Schließlich soll doch auch noch Zeit für freies Spiel mit Freunden bleiben. Und wie blöd ist es, wenn Mama immer erst genau in den Terminkalender schauen muss, um sagen zu können, ob man Zeit hat oder nicht, anstatt sich auch mal ganz spontan zu verabreden.

Erwiesen ist es schon lange, dass Kinder sich auch langweilen sollen, um kreativ zu werden und zu bleiben. Dauerndes Programm und kaum Zeit für Erholung stresst bereits die Kleinsten. Sicher ist da auch jedes Kind anders. Die einen fordern es vielleicht selbst ein und lieben es, ständig unterwegs und in unterschiedlichen Kursen zu sein, die anderen wollen vielleicht auch einfach nur mal ihre Ruhe haben und alleine in ihrem Zimmer spielen. Hier gilt es vor allem auch als Eltern ganz genau zuzuhören und auf die Bedürfnisse seines Kindes einzugehen, anstatt ihm mit ja eigentlich gutem Willen irgendetwas aufzuzwingen.

Wir haben es schnell sein gelassen mit dem Fußball, als Mika-Flynn signalisiert hat, dass er lieber ohne Plan über den Platz tobt und rennt, statt sich was vom Trainer erklären zu lassen. Fußball ist nunmal auch nicht jederkinds Sache und nur weil der Papa gerne einen kleinen Fußballer hätte, weil es sein Lieblingssport ist, muss das Kind das noch lange nicht auch gut finden. Und das muss man eben akzeptieren.

Mit dem Schwimmen ist es da schon wieder etwas komplizierter. Überall wird geraten, dass es besser wäre, wenn das Kind schwimmen kann, bevor es in die Schule kommt. Was aber, wenn es ganz klar sagt, dass es keine Lust auf den Schwimmkurs hat? Man will ja auch nur sein Bestes, also was in diesem Fall tun? Es einfach anmelden in der Hoffnung, dass es den Spaß am Schwimmen lernen doch automatisch findet und sich die anderen Kinder dort zum Vorbild nimmt? Oder warten, bis es von alleine das Interesse daran zeigt? Oftmals ist es ja auch so – und so geht es ja auch uns Erwachsenen heute noch – dass man Dinge, die man eigentlich nicht machen möchte, vielleicht ja doch einfach mal ausprobieren sollte. Und siehe da, manchmal macht es dann tatsächlich richtig Spaß.

Womit ich aber vom eigentlichen Thema doch etwas abschweife. Aber ja, die Frage “Welche und wie viele Hobbies sind gut für mein Kind und wann artet der Freizeitspaß in Freizeitstress aus?” bleibt dennoch bestehen. Mich würde wirklich sehr interessieren, wie das bei euch und euren Kids ist und was ihr darüber denkt. Welche regelmäßigen Hobbies haben eure Kinder und wie oft in der Woche seid ihr damit verplant? Und wann bleibt neben Kindergarten oder Schule noch Zeit zum Spielen mit Freunden und einfach spontan sein? Leben wir vielleicht mittlerweile in einer Gesellschaft, in der Eltern es zwar gut meinen, aber ihren Kindern einfach viel zu viel zumuten, weil sie denken, sie damit perfekt auf’s Leben vorzubereiten? Nach dem Motto: Sei beschäftigt und lerne so viel und oft, wie du kannst, denn nur das bringt dich weiter?

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