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Personal: Loslassen und sich frei machen – von selbst auferlegtem Druck, Versagensangst und Stress

12. Dezember 2017

Überrollt vom Gefühlschaos stand ich in diesem Wohnzimmer voller Kartons. Bis an die Decke stapelten sie sich. Die Möbel nur provisorisch hinein gestellt. Noch nichts stand in diesem Haus so, wie ich es mir davor gedanklich schon mehrmals ausgemalt hatte. Ein heilloses Durcheinander. Ich konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken und fing an zu weinen. Der ganze Stress der vergangenen Tage und Wochen, in denen wir von morgens bis abends gepackt, geräumt und geschleppt hatten, fiel mit einem Mal von mir ab. Ich sah nur die Berge, die es noch zu bewältigen gab. Die vielen kleinen Baustellen im Haus, das zwar längst nicht “perfekt”, aber dennoch für uns genau das richtige zu sein schien. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, innerhalb so kurzer Zeit und dann auch noch zwei Wochen vor Weihnachten erneut umzuziehen.

All die positiven Punkte schien ich in diesem Moment, als ich da so stand und anfing, nach den negativen zu suchen, vergessen zu haben. Das süße Haus, nur für uns, der kleine, aber feine Garten, in dem die Jungs spielen würden, während wir ungestört auf der Terrasse sitzend, den vorbei fließenden Bach beobachten. Im Sommer draußen frühstücken, grillen, umhüllt von unserer kleinen Blase. All das sah ich auf einmal nicht mehr. Stattdessen suchte ich danach, was mir nicht gefällt. Dass es ein älteres Haus sein würde, war mir scheinbar zuvor nicht so bewusst gewesen. Dass es viel zu tun gibt. Zwar alles nur kleine Schönheitsreparaturen, die andere Leute vielleicht gar nicht gestört hätten, mir als kleiner Perfektionistin aber sofort ins Auge fielen. Das Problem dabei: Am liebsten hätte ich sie alle auf einmal mit einem Fingerschnipps bewältigt. Dazu die Kisten, Kartons, das pure Chaos, zwei kleine Kinder, die noch nicht verstehen, wenn Mama erst mal keine Zeit zum Spielen haben wird und mir die Anspannung anmerkten und noch mehr aufdrehten. Und die vielen anderen Aufgaben, Arbeit, die schließlich auch nicht einfach liegen bleiben kann, Deadlines, die es vor Weihnachten noch einzuhalten galt. Das alles wurde mir bewusst, mein Magen krampfte sich zusammen und ich bekam Angst. Zu wenig Zeit, zu viel selbst auferlegter Druck. Immer 150% und mehr geben zu wollen.

Stopp! Ich hatte mich bewusst dafür entschieden. Weil ich es so wollte. Weil wir es so wollten. Als Familie. Ich bin auch nur ein Mensch. Ich kann nicht immer alles auf einmal, gleich und sofort. Auch wenn mir das Gedankenkarussell so oft etwas anderes erzählen möchte. Die vielen To-Dos, die vielen, vielen Dinge, die es noch zu erledigen gilt. Ständig kommen neue dazu. Der Berg wächst und wächst, bis er irgendwann schier unüberwindbar zu sein scheint. Still stehen, verschnaufen. Vielleicht erst einmal ankommen? Und sich endlich frei machen von dem selbst auferlegten Druck. Dem verdammten Perfektionismus. Der Angst, all dem nicht gerecht zu werden, es nicht (rechtzeitig) zu schaffen. Niemand macht mir diesen Druck. Außer ich mir selbst. Anstatt zu genießen und mich einfach nur endlich mal zu freuen. Über das, was wir jetzt haben. Scheiß auf die 10 Sorten Plätzchen, die ich in diesem Jahr vermutlich nicht schaffen werde, zu backen (geschweige denn zu verbloggen). Meine Kinder werden es mir sicher nicht übel nehmen, wenn ich nur eine Sorte mit ihnen backe. Und selbst wenn es dieses Jahr nur gekaufte gibt. Davon geht die Welt auch nicht unter. Sie wird es auch nicht, wenn ich in diesem Jahr an Heiligabend nicht alles perfekt dekoriert, aufgeräumt und ordentlich haben werde. Denn was wirklich zählt, ist doch etwas ganz anderes. Das Miteinander, die Liebe zu meiner Familie, ohne die das alles so wertlos wäre. Mit der ich gemeinsam in eine Zukunft blicke, die nicht perfekt sein muss. Wie langweilig wäre es denn sonst, das Leben?

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2 Comments

  • Reply Nicole 13. Dezember 2017 at 15:27

    Mach Dir keinen unnötigen Streß!!! Gekaufte Lebkuchen schmecken mir eh viel besser, als meine Versuche welche selbst zu backen. Weihnachten kann aus allen möglichen Gründen noch ganz anders werden, als geplant. Mit Grippe singt man auch keine Weihnachtslieder und wenn der Ofen seinen Geist aufgibt, muß halt auf dem Balkon gegrillt werden. Was machen da schon Umzugskartons die in der Ecke stehen? Wenn es dunkel ist und der Baum leuchtet, achtet da eh niemand drauf.
    Alles wird schon schön werden und seinen Platz finden. Auch wenn es dann im neuen Jahr ist. Vielleicht backt ja auch eine Oma oder Freundin mit den Kindern Plätzchen – dann haben Oma und Kinder Weihnachtsspaß und Du ein bisserl Luft für was Notwendiges. Und Plätzchen kann man auch noch nach Weihnachten backen :-).
    Alles Liebe, Nicole

  • Reply Diana 31. Januar 2018 at 11:53

    Ein toller Beitrag. Ich kann das nur zu gut verstehen. Zu oft, nimmt man sich einfach viel zu viel auf einmal vor und “zerbricht” dann an der Enttäuschung und dem Frust – weil es aber auch gar nicht zu schaffen ist. Kleiner Ziele setzen und Dinge auch mal liegen lassen können. Das fällt so schwer, ist aber so wichtig. Ich wünsche uns allen gutes Gelingen 😉 Liebe Grüße, Diana

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