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Personal: Heimatgefühl – Vom Umziehen und Ankommen // Neues und Altes

28. November 2017

Es ist dieses Gefühl. Schwer zu beschreiben. Ein Gefühl, das sich nicht richtig anfühlt. So, wie ein dicker Kloß, ein Brocken, der dir schwer im Magen liegt. Obwohl man von Anfang an versucht hat, die positiven Dinge herauszufiltern und das Schöne zu sehen, ist es einem nicht gelungen. Weil dieses Gefühl stets so präsent war. Und einem vor Augen gehalten hat, dass es nicht das ist, was man will. Sich für sich, aber vor allem für seine Familie wünscht. Es hat sich nicht eingestellt. Diese Wärme des Ankommens. Mich zu Hause fühlen – das konnte ich hier leider nie. Denn so wunderschön diese Wohnung auch ist, wenn der Rest einfach nicht passt, nutzt einem das am Ende auch nicht viel.

Nach schier endlos erscheinender Suche hatten wir bei dieser Wohnung Glück. Ein riesiger Kompromiss, den wir dann eingingen, denn eigentlich kam es für mich nicht in Frage, “so weit” raus zu ziehen. Raus aus dem gewohnten Umfeld, noch weiter weg von Familie, weg von Freunden und lieb gewonnenen Menschen. Weg von dem Ort, an dem ich mich nach mehr als fünf Jahren heimisch gefühlt hatte. In dem wir unsere eigene kleine Familie gegründet und unsere Jungs das erste Mal nach Hause gebracht hatten. In dem Mika-Flynn in den Kindergarten ging und sich wohl fühlte.

Mit schwerem Herzen ging ich weg. Versuchte, mich auf den neuen Ort einzulassen. Aber es gelang mir nicht. Ich frage mich, ob es anders verlaufen wäre, wenn die Wohnung hier eine andere gewesen wäre oder besser: eine andere Lage gehabt hätte. Eine nicht mitten in der Stadt, direkt an der viel befahrenen Straße und den Bahngleisen. Für manche mag das kein Hinderungsgrund sein, sich wohl zu fühlen. Ich aber war wohl doch etwas zu blauäugig gewesen, als ich mir dachte, dass man sich daran schon gewöhnt. Schließlich ist doch die Wohnung toll. Groß, hell, schön. Und ein Gemeinschaftsgarten? Kein Balkon? Ach, das kriegen wir schon hin. Jetzt lass uns erstmal einziehen und den Sommer abwarten. Der Frühling kam, es wurde wärmer. Und auch der Gemeinschaftsgarten, der im Prinzip nur ein Stück nicht umzäuntes Stück Grünfläche war, ließ einfach kein Gefühl von Zuhause aufkommen. Jedes Mal wachsam sein, wie ein Adler, damit die Kinder nicht doch vor zur Straße rennen. Und das taten sie. Weil es so spannend war. So viele vorbeifahrende Autos. Wow.

Ja, die Kinder würden älter werden. Und dann vielleicht nicht mehr weglaufen. Aber ich konnte mich damit einfach nicht anfreunden. Mit dem Gedanken, dass das was auf Dauer sein könnte. Schließlich wünschte ich mir eben genau das für uns. Was, wenn Mika-Flynn erst einmal zur Schule gehen sollte? Hier? Mitten in der Stadt? Und ihn dann wieder rausreißen? Mir war klar, dass die Zeit sowieso schneller rennt, als mir lieb ist. Und so machte ich mich, quasi nur wenige Monate, nachdem wir in die neue Wohnung gezogen waren, wieder verstärkt auf die Suche nach etwas anderem. Wieder in Frage kommende Objekte anschreiben, wieder zu Besichtigungen gehen. Es war ein anderer Druck, aber er war irgendwie da. Anfangs beschränkte ich mich gar nicht zu sehr auf den Umkreis, aber je mehr wir uns in dieser Gegend umschauten, teilweise noch weiter weg, stellte ich fest, dass es das nicht sein soll. Wieder in die andere Richtung. Näher in den Ort, der sich zum ersten Mal wie Zuhause angefühlt hatte.

Es war ein unglaublich großes Glück, als ich dieses Haus entdeckte. Schon die Beschreibung ließ mich, noch bevor ich es wusste, erahnen, wo es stehen würde. Und als die Einladung zur Besichtigung kam und uns die genaue Anschrift genannt wurde, machte ich Freudensprünge. Ich glaube tatsächlich an schicksalhafte Zufälle. Ein Haus in unserem alten Wohnort. In der selben Straße, in der meine lieb gewonnene Lauffreundin wohnt. Mit der ich auch nach unserem Umzug fast jede Woche weiterhin meine Runden drehte. Trotz der Distanz und der Fahrerei.

Die Besichtigung rückte näher. Wir gaben alles. Schwärmten schon während wir das Haus betraten davon, dass es einfach nur perfekt wäre, wenn es klappt. Es vergingen bange Tage des Wartens. Als schließlich der Anruf kam, während wir gerade in unseren Kurzurlaub nach Holland fuhren: “Herzlichen Glückwunsch, Sie können das Haus haben!” Jubelschreie und Tränen vor Freude.

Wir werden ein Haus haben. Eines nur für uns. Mit kleinem Garten. In einer ruhigen Wohngegend. Ohne Verkehr, ohne Lärm. In einer Lage, die ich mir nicht besser hätte wünschen können. Diesmal ging es so schnell. Und das Glück meinte es einfach gut mit uns.

Ich nehme dafür gerne in Kauf, dass wir im Dezember umziehen. In einem Monat, der eigentlich besinnlich sein sollte, ohne Hektik, ohne Stress. Aber die Anstrengungen und Mühen werden es wert sein, da bin ich mir sicher. Heiligabend werden wir schon vor unserem ersten Weihnachtsbaum im neuen Zuhause sitzen. Ausgeblendet werden die vermeintlichen Kartons und Kisten im Hintergrund. Denn was zählt, ist die Zeit, die danach kommt.

Was Mika-Flynn dazu sagt, dass er nun wieder den Kindergarten wechseln muss? Er freut sich auf die alten Freunde und den alten Wohnort. Laut seiner Aussage macht es ihm wohl nichts aus. Mir persönlich fiel es dagegen nicht so leicht. Ihn wieder rauszureißen, nachdem er sich gerade so gut eingelebt und neue Freunde gefunden hatte. Als Mama macht man sich eben so viele Gedanken. Was ist gut für mein Kind? Ich will schließlich nur sein Bestes. Aber ich bin auch hier sehr zuversichtlich, dass er das bekommt. Denn zwar kann er nicht in seinen alten Kindergarten gehen, weil es dort keinen Platz mehr gab, dafür aber in einen, der bereits vor vier Jahren zu unseren Top-3 gehörte und wo er auf der Warteliste stand. Denn auch hier meinte es das Glück, nachdem ich eigentlich gar nicht damit gerechnet hatte, so schnell einen Platz in einem Wunschkindergarten für ihn zu bekommen, sehr gut mit uns.

Ja, es wird nun wieder Abschiede und Neuanfänge geben. Die mich trotzdem sentimental werden lassen. Schließlich war nicht alles schlecht. Und ein paar schöne Erinnerungen und Momente werde ich auch an dieses Jahr hier haben. Aber ich werde nicht hinterher weinen. So, wie ich es nach unserem letzten Umzug doch oft getan habe. Weil ich weiß, dass es diesmal von Vornherein anders wird. Ein alter Ort, ein neuer Beginn. So vieles, was vertraut sein wird. Was mir gefehlt hat. Die ganze Zeit über. Weil ich, wie ich nun auch in den vergangenen Monaten  festgestellt habe, einen Ort gefunden habe, der sich richtig anfühlt. Nach so etwas wie Heimat. Ich kann es schwer beschreiben. Dieses Gefühl ist einfach da und fühlt sich so anders an, als dieser dicke, schwere Kloß.

Loslassen, seine Wünsche definieren und abgeben. Um dann, umso unerwarteter, überrascht zu werden. Dankbar sein. Ich blicke voller Vorfreude in die Zukunft und unsere neue, alte Heimat.  Ich möchte endlich ankommen und kann es kaum erwarten.

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7 Comments

  • Reply Anna 28. November 2017 at 15:09

    Mensch, das klingt doch toll, ein eigenes Haus mit eigenem Garten – ganz herzliche Glückwünsche!!! Dafür würde ich auch so kurz vor Weihnachten umziehen. Dennoch wünsche ich Euch möglichst wenig Streß und einen guten (Neu)Anfang!! Viele Grüße Anna

    • Reply Nathalie 28. November 2017 at 21:06

      Das ist lieb von dir, danke schön 🙂

  • Reply Clara Lisa 29. November 2017 at 10:40

    Ich freue mich riesig für euch und wünsche ganz viel Erfolg für einen reibungslosen Umzug! <3

    • Reply Nathalie 29. November 2017 at 16:27

      Ich danke dir von Herzen, du Liebe! 🙂 <3

  • Reply Nicole 29. November 2017 at 22:31

    Ach das klingt doch gut. Wenn das Bauchgefühl diesmal stimmt, dann wird es auch gut werden!
    Viel Erfolg für den Umzug und ein gutes Einleben im neuen Zuhause!

  • Reply Linda 30. November 2017 at 14:43

    Hey Nathalie, das ist ja wirklich ein geradezu fantastisches Glück! Es freut mich sehr für euch! Kann nämlich deine Gefühle diesbezüglich völlig verstehen, insbesondere mit den Kids. Und in der heutigen Zeit muss man sich echt schon ein Bein ausreißen, um an ein bezahlbares (und trotzdem nicht abrissreifes) Eigenheim zu kommen. Ich würde mich total freuen, wenn du zu gegebener Zeit eine kleine Haustour auf dem Blog zeigst. 🙂 Eine schöne Vorweihnachtszeit und alles Gute für den Umzug! LG Linda

  • Reply Lea Forster-Steiger 18. Dezember 2020 at 10:33

    Danke für deinen Text, der macht mir Mut. Uns geht es sehr ähnlich. Zwar ziehen wir nicht in die Stadt aber von einem Mietshaus (wird verkauft) in eine Wohnung mit Garten am andern Ende der Ortschaft. Wir wissen aber spätestens in 5-10Jahren werden wir wieder in dieses Quartier in einem anderen Haus wohnen. Irgendwie möchte ich nicht, das meine Kids 2 Mal die Schule wechseln müssen. Genau wie du schreibst habe ich ebenfalls einen Kloss im Hals und würde gerne in meinem geliebten Zuhause bleiben.

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